Nächste Euro-Krise im Anmarsch
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Nächste Euro-Krise im Anmarsch

Italien will Südeuropas Zinsen hochtreiben, um der EZB 1,2 Billionen Euro seiner Staatsschulden unterzujubeln. Dem Euro-Franken-Kurs bleibt nur der Rückzug. Die ersten Ansteckungseffekte sind da: Spaniens und Portugals Zinsen brechen aus. Von einer "noch nie dagewesene" Abweichung vom Stabilitätspakt, spricht EU-Währungskommissar Moscovici mit Blick auf die Budgetpläne der Regierung in Rom.

Der Zins auf Italiens 10-jährige Staatsanleihen klettert auf 3,74%. Das ist der höchste Stand seit Anfang 2014. Spanien ist nun angesteckt. Hier steigt der Zins auf 1,74%. So hoch war er das letzte Mal vor knapp drei Jahren. In Portugal geht es mit 2,04% auf ein 12-Monatshoch. Auf der iberischen Halbinsel werden wichtige Widerstandsniveaus gerissen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Zinsen weiter steigen werden.

Den Euro-Franken-Kurs drückt ferner ein Zinsrückgang bei deutschen Bundesanleihen. Der Staatsanleihen-Markt sagt: "Italien, Spanien und Portugal sind faule Eier. Trotz Merkel-Trance und Schlafwagen-Regierung ist in Deutschland alles gut." Das stimmt zwar nicht. Aber Merkel wird ein weiteres Mal mit sinkenden Zinsen beschenkt, weil sich die anderen doof anstellen.

Italien sei in den vergangenen Jahren das einzige Land gewesen, das alle Möglichkeiten im Euro-Stabilitätspakt zur Flexibilität ausgeschöpft habe, erklärt EU-Chef Juncker. "Kommt hierher zu den Leuten und doziert nicht von Brüssel aus mit Briefen", kontert Vize-Premier Luigi Di Maio. Regierungschef Conte spricht von einem gut durchdachten Haushalt.

Teuflischer Plan

Die Staatsschulden Italiens belaufen sich auf 2,4 Billionen Euro. Die Hälfte davon (1,2 Billionen Euro) wird von heimischen Banken/Versicherungen und damit von den Ersparnissen des italienischen Volkes getragen. Ein Drittel (800 Milliarden Euro) sind bei der EZB. Bleiben läppische 400 Milliarden Euro, die man sich von ausländischen Gläubigern finanzieren lassen muss.

Der Plan Roms ist denkbar simpel: Auf die lästigen ausländischen Gläubiger will man verzichten. Stattdessen soll die EZB ihre Gläubigersumme auf 1,2 Billionen Euro aufstocken und alles wäre gut. Damit Draghi das macht, braucht er Ansteckungseffekte. Und hier sieht die italienische Regierung gerade einen Silberstreif am Horizont steigen. Spaniens und Portugals Staatsanleihen schwächeln.

Für den Euro-Franken-Kurs ist es ein teuflischer Plan, den die Populisten in Rom da ausgeheckt haben:
  1. Je weiter sich die Zinsen zwischen Deutschland und Südeuropa aufspreizen, umso größer werden die Abwärtsrisiken für den Euro-Franken-Kurs.
  2. Greift die EZB schlussendlich ein, kommt es zwar zu einer Beruhigung. Aber nun wird die Verwässerung des Euros über die Notenpresse sowie ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust der EZB zum Problem. Draghi kann sich nicht länger der Ausrede bedienen, dass man eine Staatsfinanzierung über die Notenpresse macht, um das 2%-Inflationsziel zu erreichen.