Euro mit EZB-Optimismus zurück auf 1,17 Franken?
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Euro mit EZB-Optimismus zurück auf 1,17 Franken?

Dieser Ausblick ist Balsam auf die Wunden von Franken-Fremdwährungskreditnehmern: Der Euro werde in den nächsten 15 Monaten nach Einschätzung der Commerzbank kräftig zulegen. Hintergrund: Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte früher als von den Finanzmärkten erwarten auf Leitzinserhöhungskurs gehen.

Der aktuell bei 1,16 notierende Euro-Dollar-Kurs wird nach Einschätzung von Deutschlands zweitgrößter Bank bis Ende 2019 auf 1,26 steigen. Von einem solchen Anstieg würde freilich auch Aufwärtspotenzial beim Euro-Franken-Kurs freigesetzt. Den sieht die Commerzbank in den nächsten zwölf Monaten auf 1,17 steigen. Aktuell kostet der Euro 1,1250 Franken.

Die Commerzbank gehört zu den schlechtesten EUR/CHF-Prognostikern. Wenn sie für den Euro-Franken-Kurs Aufwärtspotenzial ausmachte, ist er oft gefallen. Als sie die Devisennotierung in den Keller rauschen sah, kam es zu einem Anstieg. Anfang 2017 hatte die Commerzbank beispielsweise prognostiziert, dass der Euro binnen Jahresfrist auf 1,00 Franken sinken würde. Tatsächlich ist er auf 1,1750 gestiegen.

Bundesbank auf Holzweg?

Aktuelle Konjunkturdaten legen nahe, dass sich EZB-Herren verzettelt haben. So vertritt selbst Bundesbank-Chef Jens Weidmann die Auffassung, dass auch nach dem Ende des Ankaufprogramms von Staatsanleihen genügend Geld im Finanzsystem ist, dass noch in die Realwirtschaft gedrückt werden könne, um die konjunkturelle Expansion aufrechtzuerhalten.

Die These, die auf den Erfahrungen in den USA nach dem dortigen Ende der Staatsfinanzierung über die Notenpresse basiert, könnte sich für die Eurozone als grundfalsch herausstellen. Das hängt auch damit zusammen, dass die US-Notenbank nur Papiere höchster Bonität aufkaufte, während die EZB Staatsanleihen und Unternehmensanleihen, die nur hauchdünn über dem Ramschniveau sind, erwirbt.

"Das Wachstum des Eurozone-Industriesektors verlangsamte sich im August ein weiteres Mal und fiel so schwach aus wie zuletzt im November 2016", meldet IHS Markit. In den Niederlanden, Irland, Österreich und Deutschland sind ist das Wachstum laut den Einkaufsmanagerindizes (PMI) am stärksten. In Frankreich, Spanien und Italien am schwächsten.

Am wahrscheinlichsten ist, dass es eine Anpassung nach unten gibt. Die Euro-Nordstaaten werden von den drei großen Euro-Südstaaten nach unten gezogen. Dadurch ist eine Normalisierung der Geldpolitik, die diese Bezeichnung auch verdient, schwer vorstellbar. Es wird vielleicht ein paar Mini-Erhöhungen der EZB-Leitzinsen um 0,10% geben. Dann steht die nächste Rezession ins Haus.