Wie kritisch ist die Lage beim EUR/CHF-Kurs?
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Wie kritisch ist die Lage beim EUR/CHF-Kurs?

Jetzt wird es eng: Die nach der Mindestkurs-Aufhebung etablierte Aufwärtsbewegung steht auf dem Spiel. Seit über zweieinhalb Jahren ist die Trendlinie ein zuverlässiger Begleiter für jene, die einen Anstieg des Euro-Franken-Kurses favorisieren. Sie gibt Orientierungshilfe. Nun droht sie zu reißen. Das hätte gravierende Konsequenzen.

Der Schweizer Franken ist eine klassische Aufwertungswährung. Wer sich die langfristige Wechselkursentwicklung des Euro und seinen Vorgängerwährungen gegenüber dem Franken anschaut, der ahnt, welche Stunde gerade schlägt. Es endet der vierte EUR/CHF-Zyklus. Im Verlauf des bis ins Jahr 2026 andauernden fünften Zyklus dürfte der Euro-Franken-Kurs unter die Parität abtauchen.

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Es gab schon einmal zwei sehr kritische Punkte:
  • Im Februar 2017 droht der Euro unter 1,06 Franken zu fallen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) intervenierte am Devisenmarkt und sorgte dafür, dass die Trendlinie nicht riss.
  • Im April 2017 kurz vor der Frankreich-Wahl mussten Anleger einen Wahlsieg der Euro-Gegnerin Le Pen einpreisen. Als dann Macron den ersten Wahlgang gewann, kam es zum zweiten Zurückpraller an der Trendlinie.


Dieses Mal ist nicht abzusehen, was den Euro über der Trendline halten kann. Zwar könnte die SNB erneut intervenieren. Euro-Stützungskäufe wären aber ein hoffnungsloses Unterfangen (aufgeschoben ist nicht aufgehoben). Anfang 2017 hatte die SNB erfolgreich intervenieren können, weil das Wirtschaftswachstum in der Eurozone deutlich anzog und fortfolgend positiv überraschte.

Im September 2018 ist die Konjunktur deutlich lahmer. Auch die Zinsen auf südeuropäische Staatsanleihen sind nicht mehr so niedrig wie seinerzeit. Die Risikoprämien steigen. Damit stellt sich die Frage, was dieses Mal einen Riss der Trendlinie und den darauf folgenden Rückgang des Euros unter 1,10 Franken verhindern könnte.

Die Euro-Optimisten klammern sich an die Abschwächung des Euros gegen den US-Dollar und einigen asiatischen Währungen. Dies könnte zu einem Schub der Exporte führen und so der Eurozonen-Konjunktur neues Leben einhauchen. Damit läge dann ein Szenario wie im Februar 2017 vor, als der EUR/CHF-Kurs an der Trendlinie nach oben zurückprallte.

Damit es einen solchen Exportschub gäbe, müsste der Euro zum Dollar auf die Parität sinken, eine Entwicklung, die dann freilich auch von einem sinkenden Euro-Franken-Kurs begleitet werden würde. Ferner bemängeln die Pessimisten, dass sie es in der Eurozone wegen dem Schnüren lauter Rettungspakete und einer Staatsfinanzierung über die Notenpresse versäumt haben, sich wirtschaftlich neu aufzustellen.

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