Werden hartgesottene Franken-Kreditnehmer weich?
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Werden hartgesottene Franken-Kreditnehmer weich?

In Österreich ausstehende Franken-Kredite bleiben allgegenwärtig. Der Trend zum Konvertieren in Euro-Abstattungskredite hat vorübergehend abgenommen. Entsprechend schmallippig fällt die Pressemitteilung der Finanzmarktaufsicht (FMA) zum Thema Fremdwährungskredite aus. Das Vorhaben von Banken und FMA, möglichst schnell möglichst viele Franken-Schuldner aus ihren Krediten hinauszubegleiten, bekommt im 1. Quartal 2018 einen Dämpfer.

Ende März 2018 standen Österreichs Privathaushalte mit 15,65 Milliarden Euro in fremder Währung in der Kreide.¹ Ende Dezember 2017 waren es 16,07 Milliarden Euro. Im Frühjahr und Sommer 2017 lagen die Quartalsrückgänge noch bei 1-1,5 Milliarden Euro. "Unsere konsequente Vorgehensweise zur Begrenzung des Risikos aus Fremdwährungskrediten für private Haushalte wirkt nachhaltig", schrieb seinerzeit die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien etwas euphorisiert.

Es ist kein Geheimnis: FMA und Banken wollen Franken-Kreditnehmer, die eine gewisse Gefahr für die Bilanzen der Banken und damit für die Finanzmarktstabilität darstellen, lieber heute als morgen zu braven und berechenbaren Euro-Abstattungskreditnehmern machen. Stellt man jedoch die Entwicklungen von Fremdwährungskreditvolumen und Euro-Franken-Kurs gegenüber, sieht man, dass sich Franken-Kreditnehmer in erster Linie vom Wechselkurs und nicht FMA-Beamten leiten lassen.


Nach dem Wahlsieg Macrons in Frankreich im April 2017 fing die Rallye des Euro-Franken-Kurses an. Der Euro kletterte zwischen Ende April und Ende Oktober 2017 von 1,07 auf 1,17 Franken. Diesen Anstieg nahmen offenbar die weniger hart gesottenen Franken-Kreditnehmer zum Anlass, um ihre Schulden in Euro zu konvertieren. Die, die mit ihren Krediten etwas spekulieren wollen, sind dringeblieben und wurden im April 2018 dann mit einem Anstieg des Euros auf 1,20 Franken belohnt.

Die FMA, die mit den Banken zusammen die Daten zu den Fremdwährungskrediten erhebt, ist extrem langsam. Die aktuelle Pressemitteilung gibt den Stand per Ende März 2018 wieder. Man kann davon ausgehen, dass sich zwischen Ende April und Anfang Mai 2018, als der Euro-Franken-Kurs wochenlang bei 1,19-1,20 war, auch ein Teil der härter gesottenen Franken-Kreditnehmer verabschiedet haben und in den Euro gegangen sind. Entsprechend dürfte der Rückgang des ausstehenden Fremdwährungskreditvolumens im zweiten Quartal über den 380 Millionen Euro des ersten Quartals liegen.

Weiterlesen:
Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Juli 2018



¹Bei 96,2% der ausstehenden Fremdwährungskrediten (15,06 Milliarden Euro) handelt es sich um Franken-Kredite.