Euro wird von zwei Seiten in die Zange genommen
Home » » Euro wird von zwei Seiten in die Zange genommen

Euro wird von zwei Seiten in die Zange genommen

Der Euro verliert aus zwei Gründen an Überzeugungskraft. 1) Das Wirtschaftswachstum der Eurozone verringert sich gerade von 2,5% auf 1,5%. 2) Die EZB ist wird die Leitzinsen allein schon deswegen nicht erhöhen, weil Draghi auf den letzten Metern seiner Amtszeit das Prestige als großer Euro-Retter nicht verlieren will.

1) Konjunkturabkühlung
Umfragebasierte Wirtschaftsdaten für die Eurozone wie Einkaufsmanager-Erhebungen und Konjunkturerwartungen haben sich verschlechtert. Der in den letzten zehn Monaten von 1,04 Dollar auf 1,23 Dollar wiedererstarkte Euro lässt sich ferner in einem recht scharfen Anstieg des französischen Handelsbilanzdefizits finden.

In der Schwebe ist noch, inwieweit die Schutz- und Abschottungspolitik der USA Exportweltmeister Deutschland treffen wird. Bei den Einfuhrzöllen auf Stahl und Aluminium wird es nämlich aller Voraussicht nach nicht bleiben. Trump plane Importzölle auf chinesische Waren in Höhe von 60 Milliarden Dollar, meldet Reuters. Die Maßnahmen würden "in sehr naher Zukunft" erwartet, so ein hochrangiger US-Regierungsvertreter.

Die Schutzzollpolitk und Vergeltungsmaßnahmen sind hochproblematisch, weil sie Geschäftsaussichten und Vertrauen der Unternehmen eintrüben. Die EZB hat daher keine Eile die Zinsen zu erhöhen. Man werde die Leitzinsen auf den aktuellen Niveau noch eine ganze Weile auch nach dem Ende Anleihenkäufe halten, sagt EZB-Chef Draghi in Frankfurt.

2) Prestigedenken
Die von Zins-Futures abgeleitete Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinserhöhung zeigt, dass es in der Eurozone frühestens in einem Jahr zu einem vorsichtigen Zinsschritt kommen wird. Genauso gut möglich ist, dass Draghi die schwierige Arbeit seinem Nachfolger überlässt, der im Herbst 2019 das Ruder bei der EZB übernimmt.

Es würde durchaus Sinn machen: Draghi dürfte es, so wie jedem Notenbanker, um Prestige gehen. Ihm wird immerhin zugeschrieben, die Eurozone mit Whatever-it-Takes gerettet zu haben. Warum sollte er sich den Eintrag in die Geschichtsbücher mit einer Zinserhöhung, die die mit Unsummen an Geld aus der Notenpresse zugekleisterten Probleme wieder sichtbar machen würden, selbst vereiteln?