Wann erreicht der Euro 1,20 Franken?
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Wann erreicht der Euro 1,20 Franken?

Der Aktienschock ist fürs Erste überwunden, und so können sich Schweizer Anleger wieder daran machen, in Euroland auf Einkaufstour zu gehen. Für den Euro ist daher auf dem aktuellen Kursniveau von 1,16 Franken noch Platz nach oben. Bei der Schweizer Bank Julius Baer rechnet mit einem Anstieg auf 1,20 Franken, und ist damit nicht allein.

"Bei der Schwäche des Schweizer Frankens handelt es sich um den Sachverhalt, dass Investoren aus der Schweiz ihr Geld im Ausland recyceln", zitiert Bloomberg David Kohl, Chef für Devisen-Research bei Julius Baer. Wegen der Euro-Krise und einer allgemeinen Vorsicht gegenüber Europa hätten Investoren zuvor nur wiederwillig Geld in die Eurozone gesteckt. Dies habe sich seit dem letzten Jahr etwas geändert, so Kohl.

Nach der Schließung der Balkan-Migrationsroute durch Österreich und dem Wahlsieg Emmanuel Macrons in Frankreich legte der Euro gegen den Franken kräftig zu. Zwischen März 2017 und Januar 2018 kam es zu einem Anstieg des EUR/CHF-Kurses von 1,07 auf 1,18 (+10,28%). Vor diesem Hintergrund ist der jüngste Rückgang auf 1,16 eine Korrektur, keine Trendumkehr.

Wackelpudding

Dass der Euro bislang ein Anstieg auf 1,20 Franken verwehrt blieb, geht a) auf eine generelle Dollar-Schwäche und b) der niedrigen Erwartungshaltung an eine Leitzinserhöhung in der Eurozone zurück.

a) Im November 2017 war 1 US-Dollar 1 Schweizer Franken wert. Aktuell bekommt man für den Greenback nur noch 94 Rappen. So einige Großbanken von der Wall Street und der City of London haben für 2018 Dollar-Franken-Kurse von 1,03-1,06 prognostiziert und mit diesen Vorhersagen einen Anstieg des Euro-Franken-Kurses auf 1,20 verbunden.

b) Die EZB ist der Wackelpudding, den man nicht an die Wand nageln kann. Aktuell preisen die Zinsmärkte eine Erhöhung des bei -0,40% liegenden Einlagenzins um 0,10% für März 2019 ein.

Mario Draghi dürfte einen Teufel tun, als die Erwartungshaltung an eine Leitzinserhöhung auf Dezember 2018 nach vorne zu holen. Genau das bräuchte der Euro, um 1,20 Franken zu erreichen. Die EZB wird allerdings nicht herumkommen bis Ostern, spätestes bis Sommer, mitzuteilen, wann sie gedenkt, die Anleihenkäufe zu beenden und damit den Weg für Zinserhöhungen frei macht.

Mit dieser Klarheit könnte der Euro dann einen Anstieg auf 1,20 Franken ins Auge fassen. Laut der Schweizer Franken Prognose von Julius Baer wird der frühere Mindestkurs bis Anfang 2019 erreicht. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge sieht die Konsensschätzung der Devisenexperten den Euro bereits Ende 2018 bei 1,20 Franken.