Im Haifischbecken mit Hedgefonds
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Im Haifischbecken mit Hedgefonds

Der Eurokurs purzelt von 1,0670 auf 1,0530 Franken (-1,31 Prozent). Gestern lagen die Chancen für einen Anstieg auf 1,08-1,10 noch bei über 50 Prozent. Das hat sich nun schlagartig geändert. Die aktuelle Talfahrt wird flankiert von einem Riesenverlust der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Für die SNB wird es im Haifischbecken mit Hedgefonds ungemütlich.

Weil dem Euro eine wichtige Unterstützung bei 1,0570 Franken wegbricht, hat sich das Blatt in den vergangenen 24 Stunden gewendet. Dem seichten Aufwärtstrend droht ein jähes Ende. Es gibt allerdings noch ein Fünkchen Hoffnung. Der Schlusskurs am Ende des heutigen Handelstages muss unter 1,0570 liegen. Erst dann wird der Bruch der Unterstützung bestätigt und ein Verkaufsignal für den EUR/CHF-Kurs ausgelöst.

Wegen der Aufhebung der Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken hat die Schweizerische Nationalbank im ersten Halbjahr einen Verlust von 50 Milliarden Franken erlitten, wie die Notenbank heute mitteilt. Die SNB hat momentan Euros im Gegenwert von 216 Milliarden Franken in ihren Tresoren liegen. Vor sieben Monaten, als die SNB dafür Sorge trug, dass der Euro nicht unter 1,20 Franken sinken konnte, war dieser "Euro-Batzen" noch etwa 244 Milliarden Franken wert.

Hinzu kommen Verluste auf die Dollarreserven. Denn auch die amerikanische Leitwährung hat im Zuge der Mindestkurs-Aufhebung deutlich gegenüber dem Schweizer Franken verloren. Der USD/CHF-Kurs sank seit dem 15. Januar 2015 (Schwarzer Donnerstag) von 1,02 auf aktuell 0,96.

Tropfen Blut im Wasser

Die Schweizerische Nationalbank läuft Gefahr zum Spekulationsobjekt zu werden. Noch einmal einen Verlust von 50 Milliarden Franken wird sie sich kaum leisten können, ohne in der Schweizer Öffentlichkeit Stürme der Entrüstung auszulösen. Notenbankchef Thomas Jordan wird daher weiterhin bedacht sein, den Eurokurs nicht unter 1,03 Franken fallen zu lassen.

Weiterlesen: EUR/CHF-Kurs gerät ins Fadenkreuz von Spekulanten

Die wie Haie agierenden Hedgefonds haben den von der SNB vergossenen Tropfen Blut im Wasser längst gerochen. Noch haben sie aber keine Positionen auf einen fallenden EUR/CHF-Kurs aufgebaut, mit denen sie bei einer Aufhebung des inoffiziellen Euro-Mindestkurses bei 1,03 Franken und einem Rückgang des Euro auf 0,90-1,00 Franken Milliarden scheffeln könnten.

Dies dürfte vor allen an der konjunkturellen Erholung im Euroraum liegen. Hedgefonds attackieren keine starken Gegner. Sollte die Eurozone vom Wachstumspfad abweichen und der Euro Gegenwind bekommen, dürfte das schon anders aussehen.