Mysteriöser Ausverkauf am Anleihemarkt
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Mysteriöser Ausverkauf am Anleihemarkt

Ein Ausverkauf von Staatsanleihen sorgt bei Marktbeobachtern für Stirnrunzeln. Diesmal sind neben den üblichen Verdächtigen wie Spanien und Italien solide Länder wie Deutschland und die Schweiz betroffen. Auch sonst ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kaschiert auf geschickte Art und Weise ihre Euro-Stützungskäufe.

Der Euro-Franken-Kurs kann mit der derzeitigen Großwetterlage offenbar nicht viel anfangen. Auf einen entscheidenden Ausbruch nach oben oder unten wartet man vergeblich. Aktuell pendelt sich der Euro bei 1,0380 Franken ein, nachdem er zuvor von 1,0480 auf 1,0319 sank.

Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zuletzt im Hoch bei 0,78 Prozent. Vor drei Wochen waren es lediglich 0,05 Prozent. Zu vergleichbaren Anstiegen kommt es bei Schuldtiteln aus Frankreich, Italien und Spanien. Auslöser der steilen Zinsanstiege sind groß angelegte Verkäufe, die zu Kursverlusten der Papiere führen.


Die Netto-Verkäufe, die die Kurse drücken und die Zinsen heben, sind insofern mysteriös, weil die Europäische Zentralbank (EZB) im Markt aktiv ist und mit ihren Käufen die Kurse eigentlich stützen müsste. Dies hindert Investoren aber nicht daran, Staatsanleihen im großen Stil abzustoßen. Weil auch die Zinsen in der Schweiz und den USA steigen, könnte hinter dem Ausverkauf am Anleihemarkt ein Anstieg der globalen Inflationserwartungen stecken.

Ein leichter Rückgang der Devisenreserven suggeriert, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) keine Euro-Stützungskäufe tätigen musste, um den Eurokurs über 1,00 Franken zu halten. Tatsächlich habe die SNB aber unter dem Strich für sieben Milliarden Franken interveniert, rechnet die UBS vor. Hintergrund sei eine Aufwertung des Frankens im März, die die Statistik verzerre.

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