Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Februar 2019
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Februar 2019

Die Lage für Franken-Fremdwährungskreditnehmer hat sich verbessert. Hintergrund ist der Anstieg des Euros von 1,12 auf 1,14 Franken. Eine Wechselkursabsicherung ist günstiger als eine Konvertierung in einen fixverzinslichen Euro-Abstattungskredit. Rechnet man nicht ausschließlich in Geldeinheiten, sieht es allerdings anders aus.

War das der Boden? Der Euro sinkt gleich zu Jahresbeginn auf 1,1185 Franken. Das Terrain ist ihm nicht unbekannt. Im September 2018 fällt er auf 1,1180, was zu diesem Zeitpunkt den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr bedeutet. Beide Male findet der Euro recht schnell Halt. Es kommt zu einer Gegenreaktion, der Euro klettert auf 1,14-1,15 Franken.

In Zahlen wirkt sich der Anstieg des Euros von 1,12 auf 1,14 Franken so aus: Bei einem vor zwölf Jahren zu einem Euro-Franken-Kurs von 1,60 aufgenommen Franken-Kredit im Gegenwert von 100.000 Euro verringert sich der Rückzahlungsbetrag von 142.857 Euro auf 140.351 Euro. Als der Euro im April 2018 auf 1,20 Franken kletterte, waren es 133.333 Euro. Als er Anfang 2015 auf 1,00 Franken sank, 160.000 Euro.

Die meisten der in Österreich noch ausstehenden Franken-Kredit sind endfällig, weshalb sich die Wechselkursentwicklung nicht auf die Geldbörse der Kreditnehmer auswirkt. Anders sieht es bei den Zinsen aus. Weil die Schweizer den negativsten Zins der Finanzwelt haben, zahlen Schuldner in der Regel keine, und wenn, nur sehr geringe Zinsen.

Konvertieren Franken-Kreditnehmer in den Euro, schnüren die Banken ein Paket. Es wird jeden Monat eine Rate mit konstanten Rückzahlungsbeträgen, die Zins und Tilgung beinhaltet (Annuitätendarlehen), vom Konto, auf dem der Lohn des Franken-Kreditnehmers eingeht, abgebucht:
  • Für die Bank ist es natürlich besser regelmäßig Geldeingänge vom Kunden zu haben, als ihm vierteljährlich Nullzinsbescheide und einmal im Jahr eine Einladung zum obligatorischen Franken-Kredit-Beratungsgespräch auszustellen.
  • Aus der Sicht konvertierter Franken-Kreditnehmer hat ein Annuitätendarlehen Charme, weil das Wechselkursrisiko weg ist. Die Tilgung wird nicht am Laufzeitende auf einmal fällig wird. Die Ungewissheit, ob das im Tilgungsträger angesparte Geld reicht, ist ebenfalls weg.

Der deutsche Sonderweg

Das Wegnehmen von Risiken und Unsicherheiten gibt es nicht zum Nulltarif. In Deutschland sind sie inzwischen auf den Trichter gekommen, wie teuer es ist, aus einer Situation 95% Sicherheit und 5% Unsicherheit eine Situation 100% Sicherheit und 0% Unsicherheit zu machen. Gemeint ist die Garantie der Spareinlagen von Kanzlerin Merkel und ihrem damaligen Finanzminister Steinbrück auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008.

Mit dieser Garantie trickste der deutsche Staat die Sparer aus. Merkel und Steinbrück waren sich der langfristigen Wirkung dieser Aktion womöglich gar nicht bewusst. Die Bundesregierung malte eine Gefahr von Banken-Runs, die es so überhaupt nicht gab, an die Wand. Das ARD/ZDF-Staatsfernsehen feiert die Garantie der Spareinlagen, die überhaupt nicht notwendig war, wie ein Blick ins europäische Ausland und in die USA zeigt, bis heute als großen Wurf.

Tatsächlich ist das Ergebnis: Die Sparer wurden bereits lange Zeit bevor Draghi kam, um Zinserträge gebracht. Denn die Garantie von Merkel und Steinbrück führte zu einer Flutung Deutschlands mit Geld. Diese Geldschwemme drückt die Zinsen bis heute. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der deutsche Staat seine Verschuldungsquote in wenigen Jahren von 90% auf 60% des BIP senken konnte.

Wechselkursabsicherung zeitaufwendig

Konvertieren Franken-Kreditnehmer in einem Euro-Kredit, müssen sie Zinsen zahlen. Bleiben sie in ihrem Franken-Kredit, zahlen sie in der Regel keine Zinsen. Sichert man seinen Franken-Kredit gegen Wechselkursrisiken ab, in dem man beispielsweise den Euro-Franken-Kurs bis zum Rückzahlungstag des Franken-Kredits mit Hilfe von Finanz-Derivaten bei 1,14 einfriert, wird man unter dem Strich weniger bezahlen als mit einem Euro-Abstattungskredit.

Die Kosten für eine Wechselkursabsicherung sind niedriger als die Kosten für die jahrelang zu bezahlenden Euro-Zinsen. Ein solches Modell wird eine Bank ihren Franken-Kreditnehmern freilich nicht anbieten wollen. Einige Geldhäuser haben vor einigen Jahren versucht, Franken-Kreditnehmer mit Stopp-Loss-Aufträgen vor einem Absinken des Euros unter den damaligen Mindestkurs von 1,20 Franken zu schützen und sind kläglich gescheitert.

Allerdings sind die Stop-Loss-Franken-Kreditnehmer auch nicht ganz unschuldig. Sie wollten für die Wechselkursabsicherung nichts bezahlen. Das richtige Absicherungsinstrument wären Put-Optionen gewesen. Sie sind vergleichbar mit einer Versicherung. Put-Optionen hätte man einige Tage nach dem Mindestkurs-Paukenschlag in aller Ruhe ausüben können.

Wer momentan seinen Franken-Kredit zu einem Eurokurs von 1,14 Franken absichern möchte, wird einen tägliche Routine in seinen Tagesablauf einbauen müssen. Selbst eine Wechselkursabsicherung auf die Beine zu stellen, ist sehr zeitaufwändig. Das Ganze muss des öfteren nachjustiert werden. Insofern ist es vielleicht besser, in einen Euro-Abstattungskredit zu gehen, die höheren Kosten zu bezahlen und seine Zeit besser zu nutzen.