Wie steckt der Euro die Ausreden der EZB weg?
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Wie steckt der Euro die Ausreden der EZB weg?

Die EZB kann dem Euro heute eins reinreiben oder ihn zu einem Höhensprung verhelfen. Auf der einen Seite ist es gut möglich, dass Mario Draghi einen kleinen Tapering-Testballon steigen lässt. Viel wahrscheinlicher ist, dass er die höchste Inflation seit über drei Jahren einfach ignoriert und die Bilanzsumme weiter aufbläht.

Was ist im September 2013 und Dezember 2016 in der Eurozone identisch?
  • Die Inflation: Die Verbraucherpreise klettern jeweils um 1,1%.
Was ist im September 2013 und Dezember 2016 in der Eurozone anders?
  • Der Leitzins liegt im September 2013 bei 0,50%, drei Jahre später bei 0%
  • Der Einlagenzins liegt im September 2013 bei 0%, drei Jahre später bei -0,40%
  • Die Bilanzsumme der EZB liegt im September 2013 bei 2,34 Billionen Euro, drei Jahre später bei 3,67 Billionen Euro.


Weil sich die EZB gemäß ihrem Mandat ausschließlich um die Inflation kümmern muss (nicht um die Rettung von Staaten und Banken), besteht Erklärungsbedarf. Draghi sollte die Anleihekäufe ab April um monatlich zehn Milliarden Euro reduzieren, fordert der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, in einem Interview mit dem "Handelsblatt".

In Deutschland ist die Inflation schon bei 1,7%, und damit so hoch wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. Zinsen gibt es aber keine, weil die EZB an ihrer Nullzinspolitik unbeirrt festhält. Die dadurch vonstatten gehende Enteignung der Sparer ist dem EZB-Rat gleichgültig. Und weil das so ist, stehen die Chancen gut, dass Draghi bekräftigt, das Anleihekaufprogramm mit 60 Milliarden Euro pro Monat bis Ende 2017 durchzuziehen.

Eine Drosselung (Tapering) der Anleihekäufe, die beinahe ein volles Jahr in Anspruch nehmen wird, kommt also frühestens 2018. Damit wäre erst 2019 eine Leitzinserhöhung möglich. Sollte Draghi diesen Ausblick bekräftigen, dürfte der Euro das Nachsehen haben und der Franken stärker werden. Zwar gibt es auch in der Schweiz keine Zinsen. Die Inflation liegt aber bei 0%.

"Für mich ist schwer vorstellbar, dass es den Euro in seiner gegenwärtigen Form in zwanzig Jahren noch geben wird. Die gemeinsame Währung war ein Fehler und ist jetzt nur schwer rückgängig zu machen. Womöglich muss Europa den Euro substanziell aufbrechen", sagt der Harvard Ökonom Kenneth Rogoff der Schweizer "Handelszeitung".