SNB-Präsident Martin Schlegel sendet klare Signale in Richtung einer lockereren Geldpolitik. Die Schweizerische Nationalbank stehe laut Schlegel bereit, Negativzinsen einzuführen. Der Franken schwächt sich daraufhin rund ein Rappen zum Euro ab. Die noch einmal gesteigerte Schweizer Geldwertstabilität zeigt indes eine Fortsetzung des langfristigen EUR/CHF-Abwärtstrends an.
„Niemand mag Negativzinsen, aber wenn wir es tun müssen, sind wir bereit, es wieder zu tun,“ sagt Schlegel. Hintergrund sei eine zunehmende Unsicherheit, die das Wachstum in der Schweiz dämpfen könnte. Besonders deutlich äußerte sich Schlegel zur Stärke des Franken: „Der Franken hat wirklich sehr stark aufgewertet.“ Die Nationalbank habe daher „immer gesagt, dass wir bei Bedarf am Devisenmarkt intervenieren werden.“
Diese Aussagen unterstreichen, dass die SNB mit der aktuellen Frankenstärke unzufrieden ist und bereit steht, aktiv dagegenzusteuern – sei es über Interventionen oder Zinssenkungen. Die Märkte reagieren prompt: Der EUR/CHF-Kurs klettert nach Schlegels Äußerungen auf 0,9375 nach 0,9300 zuvor.
Kurzfristige interpretiert der Devisenmarkt Schlegels Aussagen als klares Signal, dass die SNB eine weitere Aufwertung des Franken verhindern will. Die Aussicht auf mögliche Interventionen und eine Rückkehr zu negativen Zinsen belastet den Franken und stützt den Euro.
Die überraschend schwache Schweizer Jahresinflation von 0,0 % im April 2025 (nach 0,3 % im März 2025) dürfte in der zweiten Jahreshälfte, spätestens 2026, den Aufwertungsdruck des Schweizer Frankens wegen seiner hohen Kaufkraft verstärken.
- Vertrauensvorschuss für den Franken: Eine Inflation von null Prozent unterstreicht die makroökonomische Stabilität der Schweiz. In einem Umfeld globaler Unsicherheiten bleiben Anleger dem Franken als wertstabilem Währungsraum treu – gerade weil die Schweiz Deflation konsequent verhindert, aber nicht mit übermäßiger Inflation kämpft.
- Die SNB wird nicht überstürzt handeln: Zwar hat Schlegel die Tür für weitere Lockerungen offen gelassen, doch die SNB agiert traditionell vorsichtig. Solange keine klare Deflation herrscht (also negativer Preisauftrieb über Monate), könnte sie Zinssenkungen oder Interventionen nur sehr dosiert einsetzen – und sich damit restriktiver verhalten als die EZB.
- Renditedifferenz und Wachstumserwartungen im Euroraum sinken: Die EZB hat bereits mehrfach die Zinsen gesenkt, während Konjunkturaussichten in Ländern wie Deutschland enttäuschen. Wenn die Finanzmärkte beginnen, den EZB-Leitzins bis 2026 unter 1% fallen zu sehen, wird der EUR/CHF-Kurs den langfristigen Abwärtstrend fortsetzen.
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