Der Euro sackt mit gehörigem Zutun der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiter gegenüber dem Franken ab. Strebt die SNB zur Inflationsbekämpfung einen EUR/CHF-Kurs von 0,95 oder gar 0,90 an?
"Die Devisenreserven befinden sich im Sinkflug. Die SNB interveniert also derzeit zugunsten des Franken", sagt Thomas Gitzel von der VP Bank.
Der Euro-Franken-Kurs sank in den letzten vier Wochen von 0,9840 auf 0,9610 (-2,1%). Dies ist ein Indiz dafür, dass die SNB tagtäglich im Markt ist und Euro verkauft.
"Denn niemand kann sagen, wo er handeln würde, wenn er nicht von der SNB aufgemöbelt würde", verteidigt die Commerzbank ihre Prognosen. Laut ihr wird der EUR/CHF bis Jahresende auf 1,00 und 2024 auf 1,03 steigen.
Das dürfte sich als zu hoch angesetzt herausstellen. Die SNB habe einen starken Franken als schärfstes Schwert im Kampf gegen einen weiteren Anstieg der Inflationsraten erkannt, erläutert Chefvolkswirt Gitzel gegenüber cash.ch.
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Demzufolge wird SNB-Chef Jordan die Euro-Franken-Rate weder auf 1,00 und schon gar nicht auf 1,03 lassen. Mit einem weicheren CHF würde sich der Inflationsdruck in der Schweiz, die viele Waren aus der Eurozone kauft, wieder erhöhen.
Laut neuen Umfragen des ifo-Instituts wird Deutschland im laufenden Jahr eine Inflation von 5,8%, Österreich von 7,8% und die Schweiz von 2,8% haben.
"Wir werden uns auf hohe Inflationsraten einstellen müssen", sagt ifo-Experte Niklas Potrafke. Die Inflationserwartungen für die kommenden Jahre seien weiterhin hoch.
Dem Euro fehlt ferner die fundamentale Stärke, um über 1,00 CHF zu steigen. Die meisten Banken und Devisenexperten in Deutschland, nicht ganz so viele in Österreich, weigern sich aber seit Jahren, das anzuerkennen.
Diese Schwäche der Gemeinschaftswährung kommt in ihrer langfristigen Kursentwicklung zum Ausdruck. Die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses dauert inzwischen seit 16 Jahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es ein neues Rekordtief unter 0,94 geben wird.
