Der längerfristige EUR/CHF-Ausblick 2027
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Der längerfristige EUR/CHF-Ausblick 2027

Der Eurokurs bricht aktuell die Marke 0,96 CHF durch. Damit wird die Euro CHF Entwicklung so tief gehandelt wie seit 30. September 2022 nicht mehr. Es sind größere Kräfte am Werk. Um wie viel wird der CHF von hier an stärker?

"Die Eurozone fährt im Rückwärtsgang durch den Sommer", meldet die Zeitung Finanz und Wirtschaft. Dieser wirtschaftliche Schrumpfkurs veranlasst offenbar Marktteilnehmer in den Schweizer Franken zu wechseln.

In Europas größter Volkswirtschaft geht die Industrieproduktion so stark zurück wie seit der Covid-Pandemie nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die deutsche Industrie sinkt auf 39 Zähler. Das ist ein extrem schlechter Wert. Der PMI für die Eurozone ist mit 43 Punkten etwas höher.

Ohne das Wachstum der Dienstleister wäre der Euro-Franken-Kurs wahrscheinlich schon irgendwo zwischen 0,90 und 0,95. Aber auch hier gibt es einen Abwärtstrend.

Stärkste Währung der Welt

"Der Schweizer Franken ist die stärkste Währung in diesem Jahr", meldet der Finanzdienst Bloomberg. Zwar konnte auch der Euro gegenüber vielen Währungen zulegen. Er hat es aber nicht so gut gemacht wie der Franken.

Schweizer Franken und Euro verhielten sich in der ersten Jahreshälfte zueinander wie der Franken zur Deutschen Mark. Die D-Mark war bereits ziemlich gut. Der Schweizer Franken war ihr aber immer um eine Nasenlänge voraus.

Im Gegensatz zur D-Mark fehlt dem Euro das Durchhaltevermögen für eine mehrjährige Starkwährungs-Performance. Dafür sind Schulden und Inflation im Euroraum deutlich zu hoch.

Schweizer Franken Entwicklung Liniencharts Wechselkurs

Euro-Nordstaaten

Noch ist die Mediterranisierung der Euro-Nordstaaten etwas für die Gerüchteküche. Allerdings sind die Parallelen offenkundig. Länder wie Deutschland und Österreich haben zu hohe Inflationsraten im Dienstleistungssektor.

Das zieht die Löhne hoch. Das Verarbeitende Gewerbe muss nun mit diesen Löhnen konkurrieren und verliert an Wettbewerbsfähigkeit.

Dies geschieht in einer Zeit, in der die chinesische Nachfrage für Industriegüter schwach ist. Die Amerikaner pochen darauf, dass europäische Unternehmen für den US-Markt bestimmte Industriegüter in den USA produzieren.

Noch will niemand etwas vom Niedergang der Industrie wissen: Das hängt auch damit zusammen, dass die Industrie nach der Finanzkrise 2008, der Euro-Schuldenkrise und der Corona-Pandemie stets wie ein Flummi vom Boden hochsprang – also sich extrem schnell erholte.

Dieses Mal könnte es anders sein. Statt der agilen, V-förmigen-Erholung kommt es bestenfalls zu einer lethargischen. In sechs bis zwölf Monaten stellt sich dann heraus: Das Problem lässt sich nur mit strukturellen Reformen der Wirtschaft beheben.

Die Schweiz war in den 1990er-Jahren in einer ähnlichen Lage. Sie entschied sich für den Reformkurs.

Werden die Reformen nicht gemacht, gehen Arbeitsplätze in der Industrie verloren und kommen nie wieder zurück. Nun wäre die wirtschaftliche Mediterranisierung der Euro-Nordstaaten tatsächlich vollzogen.

Die deutsche Kanzlerin Merkel zusammen mit ihren Amtskollegen aus Frankreich, Italien und Spanien hatten sich vor Strukturreformen gedrückt. Billionen aus der Euro-Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB) machten es möglich.

Schweiz

Die Schweiz kann sich glücklich schätzen. Sie hat solche Probleme nicht. Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) ist sehr wettbewerbsfähig.

Die tiefere Inflation der letzten Jahre habe zur Folge gehabt, dass die Schweiz an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen habe, sagt Sven Schubiger, Senior Investmentstratege bei der Bank Vontobel (Quelle: NZZ).

Der Berner Bundesrat ist gut beraten, die heimischen Unternehmen zu fördern, das Absatzpotenzial ihrer Waren außerhalb der Eurozone besser auszuschöpfen.

2027: 1 Euro = 0,84 CHF

Die Euroländer werden versuchen, die Konjunktur mit frischen Billionen aus der EZB-Notenpresse wieder hochzuputschen. Sobald die Inflation auf 3-4% sinkt, lässt sich ein weiterer Rückgang auf 2% willkürlich prognostizieren. Dies ermöglicht die Zinsen zu senken und wieder Staatsanleihen zu kaufen.

Die nächste Episode der radikalen Geldpolitik wird voraussichtlich 2024/25 beginnen. Im Lichte der neuen Konfetti-Euros dürfte sich die Euro-Franken-Rate dann halbieren. Nach 1,68 im Jahr 2007 wäre sie 20 Jahre später bei 0,84.

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