Neues Ordnungsschema lenkt den EUR/CHF-Kurs im 2. Quartal
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Neues Ordnungsschema lenkt den EUR/CHF-Kurs im 2. Quartal

Die Kursverluste des Euro weiten sich aus, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 0,98. Der Schweizer Franken tritt trotz der dem Euro gewogenen Risikobereitschaft in eine Stärkephase ein. Was steckt dahinter?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) strebe in der kurzen Sicht Eurokurse zwischen 0,98 und 1,00 CHF, sagen die Devisenexperten von ING. "Wahrscheinlich hat die SNB die Oberseite auf 1,00 begrenzt."

Dies erklärt, warum der Euro aktuell keine Aussicht hat auf 1,00 CHF (Parität) oder höher zu steigen. Derweil klettert der Euro-Dollar-Kurs mit 1,11 auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten.

Weiterlesen: Der mittlere EUR/CHF-Ausblick für Juli 2023 bis April 2024

Die globale Wirtschaft ist dabei sich zu erholen, wovon der Euro traditionell profitiert. Eine hohe Risikobereitschaft kennzeichnet die Finanzmärkte. Der Dax legte seit Ende September 2022 um 31% zu. Der Atx schaffte 22%.

Der Euro-Franken-Kurs koppelte sich Mitte Januar 2023 von der Risikobereitschaft ab. Anstatt mit dem Dax weiter nach oben zu klettern, toppte er bei 1,01 aus. Seitdem geht es langsam und kontinuierlich bergab.

Linienchart EURCHF Kursverlauf und Dax Entwicklung gegenübergestellt

Ursache sind physische Euro-Verkäufe der SNB. Die Notenbank hatte bereits im 4. Quartal 2022 ihre Euro-Verkäufe auf einen Gegenwert von 27,3 Milliarden Franken gesteigert.

Hinzu kommt die psychologische Wirkung. Devisenakteure  geben sich scheu wie Rehe. Warum sollte sie riskieren gegen die SNB zu spekulieren und Euro kaufen?

Unorthodoxes Konzept

Die SNB sollte ihre Devisenreserven nicht verpulvern, rät Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin. "Aktuell sprechen weder Sicherheits- noch Ertragsmotive für den Franken."

In dem 🔗Gastbeitrag macht der Chefökonom seinen Case für den Euro. Kursziele werden nicht genannt. Privatbanken halten sich in der Regel alle Türen auf, was zu einem Verdiplomatisieren von Wechselkursprognosen führt.

Schweizerische Beobachter der Finanzmärkte sind ratlos und kratzen sich am Kopf. Die SNB hatte für die Euro, die sie jetzt zu 1 Franken und weniger verkauft, 📹 einst mehr als 1,50 Franken bezahlt.

Sie macht damit einen Verlust von 30%. Der Verlust schränkt die Fähigkeit der SNB ein, Gewinne an die Kantone auszuschütten. Folge: Dinge, die gemacht werden müssen, werden nicht gemacht.

Kleineres Übel

Die Schweizer Behörden sehen es anders: Die Euro-Verkäufe verkleinern die SNB-Bilanzsumme und helfen damit die Inflation auf 0-2% zurück zu bringen. Haushalte und Unternehmen profitieren von der niedrigen Teuerung auf Jahre hinweg.

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