Der Euro konvertiert zu einer Risikowährung
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Der Euro konvertiert zu einer Risikowährung

Die Kursverluste des Euro sind die größten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und des Konjunkturkollapses. Die Käufer des Schweizer Franken haben klar die Oberhand. Der Euro ist eine Inflationswährung mit Abwertungscharakter. Wer will schon in dieses fallende Messer greifen?

Am Devisenoptionsmarkt wird der Euro ausgemustert. Anfang Juli 2021 war der Franken noch die Risikowährung. Nun ist es der Euro. Put-Optionen, mit denen sich Schweizer Exporteure gegen einen fallenden EUR/CHF-Kurs absichern können, werden immer teurer.

Hintergrund ist der Strategieschwenk der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie hat das Inflationsziel aufgeweicht und Leitzinserhöhungen mit einer neuen Forward Guidance bis 2025 ausgeschlossen. Das ist angesichts einer in Deutschland auf 3,8% gestiegenen Inflation (höchster Stand seit 1993) grotesk.

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Ist es nicht, sagt EZB-Direktor Fabio Panetta. Man müsse die Wirtschaft und Inflation regelrecht heißlaufen lassen, so der Italiener im Interview mit der Zeitung "Corriere della Sera". Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann ist hingegen die Vorfestlegung, die Leitzinsen so lange nicht zu erhöhen, ein Dorn im Auge.

"Die Aufwertung des Schweizer Franken im Moment ist vor allem auf die Verunsicherung im Euroraum bezüglich der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante zurückzuführen." Das sagt die Thurgauer Kantonalbank und liefert damit eine weitere Erklärung für die Schwächephase des Euro.

Der Euro-Franken-Kurs notiert aktuell mit 1,0765 auf dem tiefsten Stand seit sechs Monaten. Anfang März 2021 hatte es für 1 Euro 1,1150 Franken gegeben. Seitdem hat der Euro 3,5% abgewertet. Er ist dabei der Eins als erster Nachkommastelle bei seinem Wechselkurs zum Schweizer Franken permanent Ade zu sagen.