QE International läuft für die Schweiz schlecht
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QE International läuft für die Schweiz schlecht

Das wird der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überhaupt nicht gefallen: Die Kollegen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel warnen vor einem Auseinanderdriften von Finanzmärkten und Realwirtschaft. Die Folge: Aufwertungspotenzial beim Franken. Die SNB heizt mit ihrem Programm "QE International" die aus ihrer Sicht ungünstige Entwicklung des EUR/CHF-Kurses an.

"Angesichts zahlreicher Indikatoren fällt es schwer, die deutliche Diskrepanz zwischen den Preisen riskanter Vermögenswerte und den wirtschaftlichen Perspektiven nicht zu erkennen", erklärt BIZ-Chefvolkswirt Claudio Borio laut der Zeitung "Frankfurter Allgemeine". Im Klartext: Die Aktienmärkte sind der Realwirtschaft davongelaufen. Investoren würde das laut Borio aber inzwischen auffallen.

Der Euro versäumte während der Rallye an den Aktienmärkten Speck anzusetzen. Die hohe Risikobereitschaft war eigentlich prädestiniert dafür ihn auf 1,10 oder 1,12 Franken zu heben. Jedoch war bei 1,09 bereits Schluss. Aktuell gibt es für 1 Euro 1,0750 Franken. Der von der SNB bis Mai verteidigte inoffizielle Euro-Mindestkurs bei 1,05 Franken ist näher als vielen Franken-Fremdwährungskreditnehmer lieb sein dürfte.

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Die SNB sitzt auf Devisenreserven im Gegenwert von 850 Milliarden Franken:
  • 170 Milliarden davon (20%) hat sie in die Nicht-Schweizer-Aktienmärkte gepumpt.
  • 595 Milliarden Franken (70%) in Staatsanleihen, vor allem aus Deutschland, Frankreich und den USA.
  • 85 Milliarden Franken (10%) in andere Nicht-Schweizer-Anleihen wie Pfandbriefe.
Wie sich die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank auf Aktien und Anleihen verteilen

Die Käufe werden mit Geld aus der Notenpresse gespeist. Weil die SNB ausschließlich im Ausland zuschlägt, spricht man von "Quantitative Easing (QE) International". Je mehr Franken sie druckt, um den Euro zu stützen, umso mehr Geld fließt über "QE International" in die globalen Finanzmärkte. Das trägt wiederum dazu bei, dass die Preise von riskanteren Vermögenswerten (Aktien) der Realwirtschaft davonlaufen.

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Boom-Phasen, gefolgt von scharfen Börsenkorrekturen (Bust-Phasen) und wieder neue Boom-Phasen, gespeist von noch höheren Wertpapierkaufprogrammen der Notenbanken, haben einen großen Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs.

UBS-Chefökonom Daniel Kalt hat sich diesbezüglich gerade geäußert. Er rechnet mit einem Euro-Franken-Kurs bei 1,05-1,10. "Das wäre ein Glücksfall für die SNB. Wenn die Aktienmärkte aber wieder abtauchen und falls sich die Konjunkturaussichten eintrüben, dann wird der Druck zurückkommen, das ist klar", sagt Kalt laut cash.ch.

Die Schweizerische Nationalbank ist ein wichtiger Bestandteil des von der BIZ übersehenen internationalen Zentralbank-Netzwerkes. Es steht außer Frage, dass die von ihr gedruckten Franken die Preise für riskantere Vermögenswerte hochtreiben. Die SNB druckt während Bust-Phasen, wenn der Euro gegenüber dem Franken den Kürzeren zieht. Damit trägt sie dazu bei, dass ein schnelle Rückkehr in die nächste Boom-Phase gewährleistet wird.

Zusammenfassung


Die hohe Risikobereitschaft an den Finanzmärkten hat bisher nicht zu einer merklichen Abschwächung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro geführt. Das ist enttäuschend für die SNB. Umgekehrt dürfte der Franken bei einer scharfen Börsenkorrektur (Bust-Phase) aufwerten.

Für die Notenbanken geht das Spiel dann wieder von vorne los: Sie verharmlosen Vermögenspreisinflation und Geldmengeninflation. Dadurch haben sie ein Freifahrtschein noch mehr Geld aus dem Nichts zu drucken, und so möglichst rasch in die nächste Boom-Phase zu kommen.

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