Der weiche Euro: Normal ist das nicht
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Der weiche Euro: Normal ist das nicht

Nachdem der Euro letzten Monat unter die Marke bei 1,10 Franken abtauchte, nimmt der Euro-Dollar-Kurs nun dieselbe Entwicklung. Für ein Euro gibt es aktuell 1,1040 US-Dollar. Tendenz sinkend. Ursache: Tiefe Inflationszahlen aus Deutschland. Sie sind wegen eines Einwurfs des früheren EZB-Chefs Trichet eine Steilvorlage, um das Gelddrucken mit der Notenpresse neu aufleben zu lassen.

Die Verbraucherpreise in Deutschland lagen im August um 1,4% höher als im Vorjahresmonat. Die harmonisierte Inflationsrate, die das europäische Statistikamt Eurostat und die EZB heranziehen, sank sogar auf 1%. Das sind wahnsinnig gute Nachrichten für Mario Draghi. Der scheidende EZB-Chef plant schon länger die umstrittenen Ankäufe von Staatsanleihen wieder aufzunehmen.

"Die deutsche Inflation ist de facto die Obergrenze für alle anderen Länder", sagte unlängst der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet dem "Handelsblatt". Und da die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft aktuell 50% unter dem EZB-Inflationsziels liegt, können Draghi und seine EZB-Tauben wieder zu ihrere Lieblingsbeschäftigung übergehen: Mit aus dem Nichts geschaffenen Geld hochverschuldeten Euroländern zu Minizinsen Kredite geben.


Das Gelddrucken mit der Notenpresse macht den Euro weich. Als Draghi vor acht Jahren bei der EZB anheuerte, gab es für 1 Euro noch 1,40 US-Dollar und 1,23 Franken. Aktuell sind es 1,10 Dollar und 1,09 Franken. Die Abschwächung ist ganz nach dem Wunsch Frankreichs und der Südeuropäer. Sie brauchen eine Weichwährung um in internationalen Handel nicht noch weiter zurückzufallen.

Zwar gibt es auch Gegenwehr. Der niederländische Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, hat sich gerade gegen eine aus seiner Sicht verfrühte Wiederaufnahme des Ankaufs von Staatsanleihen ausgesprochen. Deutschlands Bundesbank-Chef Weidmann äußerste sich zuvor ähnlich. Die beiden sind jedoch meilenweit davon entfernt eine Mehrheit für ihre Position im EZB-Rat zu organisieren.

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