Sie lügen alle
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Sie lügen alle

Der US-Dollar wird stärker, nachdem Trumps neuer Wirtschaftsberater Larry Kudlow sagt: "Ein großartiges Land braucht eine starke Währung." Da fühlt man sich an die Zauberlehrlinge der EZB erinnert. Die Staatsschulden aller Euroländer seien tragfähig. Alle hätten von der radikalen Geldpolitik profitiert, sind zwei Kernaussagen Draghis.

In Anbetracht immer weiter steigender Staatsschulden und Handelsdefiziten ist ein starker US-Dollar nicht geboten. Doch unliebsame Nachrichten werden in den USA gerne totgeschwiegen. Washington weigert sich den Schmutz vor seiner eigenen Haustüre wegzukehren und betreibt stattdessen eine gnadenlose Schuld-sind-immer-die-anderen-Politik. Wie Trump Mexiko behandelt, ist mehr als beschämend.

Chinas Regierung erklärte über die staatlichen Medien letzte Woche: "Wenn die USA ihr Handelsdefizit reduzieren wollen, müssen sie die Amerikaner dazu bringen, härter zu arbeiten." In den einschlägigen US-Finanzmedien war das überhaupt kein Thema. Sie haben es einfach ausgeblendet. Man stelle sich vor, was für eine Diskussion in Europa entbrannt wäre.

Der US-Dollar bleibt unangefochtene Reserverwährung, weil die EZB viel radikaler ist als die US-Notenbank (Fed). Draghi bläht die EZB-Bilanzsumme mittels Anleihenkäufe auf 45% der Wirtschaftsleistung der Eurozone auf, die Fed ist nur halb so weit gegangen. Italien wäre ohne die Geldpolitik von Herrn Draghi pleite, stellt der Autor des 🔗Buchs Der Draghi-Crash im Gespräch mit "Focus Money" fest.

Die EZB taste sich in einem wiederholenden, interaktiven, gemeinsamen Lernprozess mit den Finanzmärkten voran, so EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. Das heißt im Klartext: Man geht mit der Staats- und Unternehmens- und Bankenfinanzierung über die Notenpresse immer einen Schritt weiter, wartet die Reaktion ab, und wenn in der kurzen Sicht nichts Negatives kommt, bricht man ein neues Tabu: Als nächstes wäre dann der Ankauf von Aktien an der Reihe.

Wenn alles so vorzüglich in der Eurozone funktioniert, warum sind dann die Target-Salden der Deutschen Bundesbank gerade auf ein Rekordhoch gestiegen?

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Das ist ein klares Indiz dafür, dass Draghi wieder einmal eine Sandburg gebaut hat, so wie einst als Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums bei der Euro-Einführung, als die Staatsfinanzen aufgehübscht wurden. Später als Italiens Notenbankchef und oberster Bankenaufseher steckte er bei der Verseuchung der Banken-Bilanzen mit faulen Krediten einfach die Hände in die Tasche.

Zwischendurch gab es noch eine Geschichte mit Goldman Sachs und der Aufhübschung griechischer Staatsfinanzen. Die EZB weigert sich die Akten über diesen Vorgang offenzulegen. Sie tut das ganz offensichtlich, weil sie ihren Chef nicht beschädigen will. Offiziell sagt die EZB, sie könne die Akten nicht veröffentlichen, weil dadurch die Finanzstabilität gefährdet würde.

Die derzeitigen Oberen der EZB haben die Dinge so konzipiert, dass es sie nicht mehr erwischen wird. Weil ihre achtjährigen Amtszeiten demnächst enden, können sich Draghi, Praet und Coeure rechtzeitig in die Büsche schlagen.