So camouflieren Europäer und Amerikaner Finanzblasen
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So camouflieren Europäer und Amerikaner Finanzblasen

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold: Mario Draghi und Janet Yellen begnügen sich mit dem Gold für den kleinen Mann. Im Gegensatz zur Geldpolitik beginnen die Auftritte der wie Rockstars gefeierten Notenbanker und ihren Entouragen inflationär zu wirken. Sie reden sich um Kopf und Kragen, um institutionelle Großanleger-Groupies bei Laune zu halten.

Seit zwei Wochen sind sie vollkommen aus dem Häuschen: So viele Auftritte von Notenbankern auf Veranstaltungen und in Fernsehstudios gab es noch nie. Spitzenreiter ist der Chef der regionalen Fed für Chiacgo, Charles Evans. Er brachte es letzten Donnerstag fertig, dreimal an einem Tag auf getrennten Veranstaltungen über den Zinspfad zu schwadronieren. Auch Janet Yellen und der berühmt berüchtigte Vitor Constancio von der EZB lassen sich nicht lumpen.

Yellens Botschaft: "Ich halte die Geldschleusen im Wahljahr 2016 offen, damit die Finanzblase nicht platzt. Ich mache das zum einen, weil es für den Augenblick das geringere Übel ist. Zum anderen mache ich das, damit Hillary Clinton US-Präsidentin wird, die mir dann zu einer zweiten vierjährigen Amtszeit als Fed-Chefin verhilft."

Constancio wählt die Nebelkerzen-Taktik: Der Portugiese sagt bei einer Anhörung vor dem Währungsausschuss des Europäischen Parlaments, dass sich die EZB unlängst wegen der schwächeren Weltwirtschaft gezwungen sah, die Geldpolitik zu lockern. Das ist etwas Neues aus dem Ausreden-Instrumentenkasten der EZB. Nicht etwa die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich und Südeuropa sind Ursachen für tiefe Inflation und dürftiges Wachstum, sondern die Weltkonjunktur. Verwechselt hier jemand absichtlich Ursache und Wirkung?


Die heimliche Nummer zwei der EZB, Chefvolkswirt Peter Praet, spielt die beleidigte Leberwurst: "In Deutschland gibt es viele Attacken gegen die EZB. Wie in diesem Land auf diese Institution geschossen werde, ist manchmal schwer zu ertragen", so Praet. Da zeigt sich wieder einmal: Notenbanker sind wie Richter und Staatsanwälte. Sie halten öffentlichem Druck nur schwer stand.

Indes meldet sich Mario Draghi, der dabei ist Europa mit italienischem Währungsdumping ins Zeitalter des Kassettenrekorders zurückzuversetzen, schriftlich zu Wort. Man werde die Waffen vor der tiefen Inflation nicht strecken, schreibt er im Vorwort des EZB-Jahresberichtes. Die Papierform hat der Italiener jetzt schon zum zweiten Mal gewählt. Vor der letzten Lockerung hatte Draghi in einem offenen Brief an den Währungsausschuss in Brüssel eine Öffnung der Geldschleusen signalisiert.

Einwand: Ist die tiefe Inflation wirklich wachstumshemmend?
Warum hat dann Spanien, das mit -1,2% die zweittiefste Teuerung im Euroraum hat, das stärkste Wirtschaftswachstum (nach Irland)?

Lässt man das ganze Gerede der US-Notenbanker über den Zinspfad und der EZB-Geldpolitiker über ihren "Instrumentenkasten" Revue passieren, kann einem Angst und Bange werde. Es muss vieles im Argen liegen. Das Spiel läuft nun einmal so: Wenn jemand weiß, dass er richtig liegt, werden ihm die Finanzmärkte früher oder später recht geben. Wer sich für seine Positionen öffentlich Mut ansprechen muss, hat schon verloren.

Das beste Beispiel ist die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie behauptete jahrelang in inflationären Stellungnahmen, den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken mühelos durchsetzen zu können.