EZB-Tauben begleiten Euro nach unten
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EZB-Tauben begleiten Euro nach unten

Der Ausverkauf des Euros findet bei 1,0780 Franken ein vorzeitiges Ende. Der Wechselkurs stabilisiert sich zum Wochenschluss bei 1,0820. Aus dem Schneider ist die Gemeinschaftswährung nicht. Zwar hebt Österreichs Raiffeisen Zentralbank ihre Prognosen für den Euro-Franken-Kurs an. Das Stühlerücken in der Europäischen Zentralbank (EZB) spricht aber dafür, dass es weiter nach unten. Nach OeNB-Chef Nowotny läuft der Luxemburger EZB-Direktor Mersch in das Lager der Tauben über.

Gemäß einer aktualisierten Schweizer Franken Prognose von Raiffeisen Research wird der Eurokurs im Dezember 2015 bei 1,08 Franken notieren. Die Vorhersage ist interessant, weil die Raiffeisenbank vor zwei Wochen noch von einem Abrutschen des Wechselkurses auf 1,05 ausging. 2016 wird der Eurokurs alle drei Monate um zwei Rappen steigen, so dass 1 Euro bis zur Jahresmitte 1,12 Franken wert ist, prognostiziert die Bank.

Auch die Erste Group hat zuletzt ihre Prognosen angehoben. Wegen der jüngsten Talfahrt des Euros besteht die Gefahr, dass die österreichischen Devisenexperten ein wenig zu optimistisch sind. Der Eurokurs sank zwischen dem 11. September und 16. Oktober 2015 von 1,1050 Franken auf 1,0780 Franken (-2,44%).


Im Entscheidungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB) können die Tauben, also jene Notenbanker, die weitere Lockerungen der Geldpolitik wollen, einen weiteren Neuzugang begrüßen. Nachdem der Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB) in das von Südeuropäern dominierte Lager hinüber gewechselt ist, kommt auch der EZB-Direktor Yves Mersch. Die EZB werde nicht zögern zu handeln, sollte sich der Inflationsausblick auf mittlere Sicht schwächen, sagt Mersch. Den Luxemburger konnte man bisher weder dem Lager der Tauben noch dem der Falken zuordnen.

Damit steigen die Chancen, dass die EZB über den Kauf von Staatsanleihen länger als bisher angenommen Euroländer mit hohen Arbeitslosenraten finanziert. Die Regierungen in Paris, Rom und Madrid haben anders als Deutschland - das seine Arbeitsmarktreformen Anfang 2000 in einem Hochzinsumfeld machte - keinen Anlass tiefgreifende Reformen durchzuführen. Das Ergebnis sind dauerhaft hohe Arbeitslosenraten, die einen Anstieg der Inflation verhindern. Es gibt keinen Inflationsdruck über eine Aufschaukelung von Löhnen und Preisen.