Euro bleibt in babylonischer Gefangenschaft
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Euro bleibt in babylonischer Gefangenschaft

Den Euro-Falken gehen die Argumente aus, nachdem das Schweizer Stimmvolk darauf verzichtet, seinen Währungshütern ein goldenes Halsband umzulegen. Nichts scheint die Stärke des Schweizer Frankens erschüttern zu können. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) freut sich schelmisch über das Nein zur Goldinitiative. Sie dürfte dennoch von den Finanzmärkten wieder in die Zange genommen werden.

Zunächst sieht es nach einem Ausbruch des eingekeilten Euros aus. Er steigt auf 1,2040 Franken, nachdem 77 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gegen die Initiative "Rettet unser Schweizer Gold" stimmen. Der Anstieg bleibt stecken, das EUR/CHF-Paar sinkt auf 1,2025. Vieles spricht nun dafür, dass der Euro auch im Dezember 2014 in unmittelbarer Nähe zum Mindestkurs bei 1,2000 ausharren wird.

"Das Ergebnis (des Gold-Referendums) sollte vorübergehend selbstverständlich den Druck von dem Währungsboden der SNB nehmen, aber unserer Meinung verändert dies wenig oder gar nichts an der EUR/CHF Abwärtsbewegung", zitiert Reuters den Analyst Paul Meggyesi von der US-Bank JPMorgan.

Zittern vor EZB-Volkswirten

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) zeigte sich erleichtert künftig ohne Einschränkungen schalten und walten zu können, wie sie es für richtig hält. Die SNB sagte in einer ersten Stellungnahme, dass sie den Ausgang der Abstimmung "mit Befriedigung zur Kenntnis" nehme.

Die Szenario-Prognose für den EUR/CHF-Kurs bleibt intakt und wird sogar bekräftigt, weil der Euro nach der Goldinitiative nicht auf 1,2075 sondern lediglich auf 1,2040 Franken steigen kann. Nun beginnt das Zittern der Euro-Falken vor den neuen Inflationsprognosen 2015/16, die auf der Dezembersitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht werden.

Ein deutliche Senkung der Teuerungsprognosen würde den Weg frei machen für den Ankauf von Staatsanleihen der EZB, was wiederum den Euro-Franken-Kurs monatelange an 1,20 pressen könnte. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum sank von 0,4 Prozent im Oktober 2014 auf 0,3 Prozent im November 2014, teilte Eurostat am Freitag mit.