EUR/CHF 2026: Was folgt dem trägsten Jahr seit Mindestkurs-Aus?

Der Euro-Franken-Wechselkurs ist dabei das langweiligste Jahr seit der Mindestkurs-Ära vor über einem Jahrzehnt zu beenden. Die Kursschwankungen (Volatilität) sind seit sieben Monaten ein Schatten ihrer selbst. Bleibt das 2026 so? Oder kommt es zu einem Volatilitäts-Knall?

Die niedrige Volatilität im EUR/CHF ist vor allem das Ergebnis eines stabilen Umfelds. Das Wirtschaftswachstum ist in der Schweiz und dem Euroraum in etwa gleich. Die Konjunktur boomt nicht, es gibt aber Wachstum.

Europäische Zentralbank (EZB) und Schweizerische Nationalbank ((SNB) erfüllen ihre Infationsziele. Man muss aber einschränken. Die EZB ist bei der Herstellung von Preisstabilität nicht so gut wie die SNB:

Zum Thema: Schweiz ist bei Inflation deutlich besser

Devisenstrategen sind sich einig, dass die SNB im Jahresverlauf wiederholt bei einem EUR/CHF-Kurs von 0,92 eingegriffen hat.

Die aktuelle Interventionspraxis unterscheidet sich von früheren, offensiver geführten Phasen. Die Eingriffe sind selektiv und taktisch dosiert. Dadurch entsteht ein Stützungseffekt um die Zone 0,92, der dämpfend auf die Volatilität wirkt.

Euro CHF Wechselkurs Entwicklung seit 20 Jahren und Niedrig-Volatilität-Phasen

Ob 2026 ähnlich ruhig bleibt oder die Volatilität wieder ansteigt, hängt im Wesentlichen von drei Mechanismen ab.

Erstens: Zins- und Konjunkturdifferenzen. Sollte die EZB ab Jahresmitte 2026 die Zinsen weiter senken, wird der Schweizer Franken attraktiver. Die SNB wird nach Einschätzung fast aller Experten das gesamte Jahr über ihren Leitzins stabil halten.

Zweitens: Risiko- und Stressphasen an den globalen Finanzmärkten. In geopolitischen Stressereignissen kehrt der Kapitalfluss typischerweise in den Franken zurück. In diesen Episoden steigt die Volatilität abrupt, was dann zu einem Absinken des EUR/CHF-Kurses Richtung 0,90 führen würde.

Drittens: Stabilität als Basisszenario. Bleiben Inflation und Wachstum in ihrem  engen Korridor und treten keine externen Schocks auf, ist eine Fortsetzung des aktuellen Niedrigvolatilitätsregimes angezeigt. Nichtsdestoweniger dürfte es weiter Versuche geben, die Marke von 0,92 zu unterschreiten. Dies ist notwendig, damit die geringere Geldwertstabilität des Euroraums im Wechselkurs berücksichtigt wird.

Ergebnis

Solange die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Eurozone und Schweiz gering bleiben und die SNB weiterhin punktuell am Devisenmarkt eingreift, ist nur ein leichter Rückgang des EUR/CHF-Kurses auf 0,90-0,91 angezeigt.

Höhere Volatilität ist vor allem dann zu erwarten, wenn etwas Größeres passiert – zum Beispiel ein wirtschaftlicher Schock, eine stärkere Zinsdifferenz oder wenn die SNB ihre Eingriffe plötzlich beendet. In solchen Situationen würden die Schwankungen zunehmen und der EUR/CHF-Kurs unter 0,90 fallen.

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