Wie lange geht das noch gut mit Euro-Kursen über 92 Rappen? Seit der Unterbrechung des langfristigen Abwärtstrend vor zwei Jahren schwankt der Euro die meiste Zeit zwischen 0,92 und 0,94 CHF.
Allerdings könnte sich der Euro auch nicht beschweren, würde er bei 0,90 stehen. Hintergrund sind Stützungskäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Dadurch hat sie einen Rückgang der Kursentwicklung unter 0,92 mehrfach verhindert.
Am stärksten intervenierte die SNB im April 2025 nach Trumps Zollhammer, wie der deutlich Anstieg der SNB-Devisenreserven im 2. Quartal 2025 zeigt.
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Auch in der zweiten Oktoberhälfte dürfte die SNB an Tiefstkursen von 0,9210 Euro-Stützungskäufe durchgeführt haben. Sie hat den Euro damit in eine Art stabile Seitenlage bei 0,93 CHF gebracht.
SNB-Präsident Schlegel will offenbar den in die Eurozone exportierenden Schweizer Unternehmen in diesem Jahr einen Eurokurs von mindestens 0,92 CHF garantieren.
Viele Exporteure bringen in den nächsten Wochen ihre im Ausland gemachten Gewinne in die Schweiz, um das Geschäftsjahr zum Bilanzstichtag 31.12.2025 abzuschließen (Translation).
Wer beispielsweise 10 Millionen Euro zu einem Kurs von 0,93 CHF umtauscht, steht besser da als mit einem Kurs von 0,90.
Auf 10 Rappen unter Parität könnte EUR/CHF in einem Rutsch fallen, wenn 0,92 bricht.
EUR/CHF-Ausblick 2026
Nächstes Jahr dürfte der Druck zu groß werden, und dann wird es ein tieferes Tief unter 0,92 geben.
Einige Warnsignale blinken bereits. Das Börsenjahr, in dem Zwischenwahlen in den USA stattfinden, ist kein sonderlich gutes. Gehen Anleger wegen sinkender Risikobereitschaft in Deckung, ist der Schweizer Franken gefragt.
Darüber hinaus ist die Einführung von Negativzinsen vom Tisch. Die meisten Notenbankbeobachter in der Schweiz rechnen damit, dass die SNB ihren Leitzins das gesamte Jahr 2026 bei 0% belassen wird.
Umgekehrt wird die Europäische Zentralbank (EZB) noch einmal Hand anlegen. Spätestens Mitte 2026 dürfte sie die Zinsen weiter senken.
Wenn sich also im Frühling ein Rückgang der Inflation unter 2% abzeichnet, wird der Druck auf EZB und Euro steigen.
Technisches Bild bleibt angespannt
Der EUR/CHF-Kurs bewegt sich seit mehreren Jahren in einem übergeordneten Abwärtstrend. Nach dem markanten Rückgang zwischen 2018 und 2022 hat sich der Wechselkurs zuletzt in einer engen Handelsspanne stabilisiert.
In der Grafik ist eine abwärtsgerichtete Dreiecksformation (Descending Triangle) erkennbar. Die roten Pfeile markieren eine Serie tiefere Hochs, die eine fallende obere Trendlinie ergeben.
Demgegenüber zeigen die grünen Pfeile eine weitgehend stabile Unterstützungszone. Diese Zone wurde in den vergangenen Monaten mehrfach getestet, ohne dass es bislang zu einem klaren Bruch kam.
Aus charttechnischer Sicht signalisiert eine solche Dreiecksformation eine zunehmende Einengung der Handelsspanne.
Ein Bruch unter die Unterstützung bestätigt den langfristigen Abwärtstrend bestätigen und eröffnet weiteres Abwärtspotenzial in Richtung 0,90.
Gelingt hingegen ein Ausbruch nach oben, wäre dies ein erstes Zeichen für eine Stabilisierung und eine mögliche Trendwende zugunsten des Euro.
Insgesamt bleibt das technische Bild jedoch negativ für den Euro. Der Schweizer Franken lässt zwar immer wieder Phasen zu, in denen der Euro aufbäumt.
Diese Aufbäumphasen werden jedoch kürzer und flacher:
- Der Eurokurs stieg zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 von 0,94 auf 0,99 CHF.
- Zwischen November 2024 und März 2025 stieg er von 0,93 auf 0,96.
Zum Thema:
EUR/CHF-Ausblick 2030
