Die erfolgsverwöhnte Schweizer Wirtschaft tritt in eine Schwächephase ein, was Druck vom Franken nimmt, gegenüber dem Euro aufzuwerten. Gleichzeitig wird der Euroraum konjunkturell überschätzt. Bei einer Normalisierung ist ein Rückgang des Euro-Franken-Kurses auf 0,90 angezeigt.
"Der Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im September um 2,7 Punkte auf 46,3 und signalisiert eine weiterhin angespannte Lage in der Industrie", meldet der Fachverband procure.ch. Protektionistische Maßnahmen machten der Industrie zunehmend zu schaffen.
Im Schweizer Dienstleistungssektor läuft es besser. Der PMI stieg hier über die Marke von 50 Punkten, was Wachstum anzeigt. Insgesamt blieben die Konjukturaussichten für die Gesamtwirtschaft allerdings verhalten, sagt die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich.
In der Eurozone ist die Lage dieselbe: Der Service-Sector bringt etwas Wachstum rein, während die Industrie weit entfernt ist, an ihre Erfolge der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehntes anzuköpfen. "Die Aussichten für das Verarbeitende Gewerbe sind trüb", heißt es im PMI-Bericht von S&P Global.
Deutlich besser als die Eurozone ist die Schweiz bei der Geldwertstabilität. Die Jahresinflation lag im September stabil bei 0,2 Prozent. In der Eurozone stieg sie um 0,2 Prozent auf 2,2 Prozent.
Zwar bleibe die Inflation in der Schweiz insgesamt tief. Die neusten Zahlen würden allerdings nicht darauf hindeuten, dass Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in den negativen Bereich nötig seien, zitiert der SRF die Ökonomin Sophie Altermatt von Julius Bär.
BIP-Entwicklung
Beim Wirtschaftswachstum (BIP) sehen die Notenbank die Eurozone vorne. 2026 werde der Währungsraum um 1,1 Prozent wachsen, erwartet die volkswirtschaftliche Abteilung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die SNB rechnet für die Schweiz mit einem Wachstum von 0,8 bis 0,9 Prozent.
Die auf den ersten Blick besseren Konjunkturperspeltiven für die Eurozone helfen dem Eurokurs sich aktuell zwischen 0,93 und 0,94 Franken stabil zu halten.
Routinierte Beobachter wissen: Fast jedes Jahr aufs Neue werden die Wachstumsprognosen für die Eurozone zu hoch und für die Schweiz zu tief angesetzt. Die Struktur der Eurozonen-Wirtschaft ist nicht so stark wie die der Schweiz.
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Die Schweiz könnte ihr BIP-Wachstum bei einer Einigung mit den USA auf niedrigere Zölle auf 1,5 Prozent steigern.
Gleichzeitig gibt es Abwärtsrisiken für die Eurozone. Die Konjunkurverläufe in Deutschland, Frankreich und Italien sind lethargisch. Die Demographie verstärkt die Lethargie. Dynamik kommt hier inzwischen nur noch bei schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen rein. Die nächst Runde steht allerdings bisher nicht auf der Agenda.
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Insgesamt muss man damit rechnen, dass sich die Eurozone 2026 mit einem Wachstum von 0,6 bis 0,8 Prozent zufrieden geben muss.
Die Aufwärtschancn für die Schweizer Wirtschaft und die Abwärtsrisiken für die Eurozone werden vom Devisenmarkt bisher nicht geteilt. Sollte sich das in den nächsten Monaten ändern, ist ein Rückgang des Euro-Franken-Kurses auf 0,90 angezeigt.