Die EU hat die Schweiz so sehr verwöhnt, dass sie für Verhandlungen mit den USA nun nicht fit ist. Ergebnis: Die Schweiz bezahlt auf ihre Exporte nach Amerika mit 39 Prozent einen der höchsten Zölle weltweit.
"Wir sind ein kleines Land, wir hätten gerne den Grossbritannien-Deal", forderte Präsidentin Karin-Keller Sutter in Washington.
Dazu muss man wissen: Dieser Deal war ein sehr guter für die Briten. Präsident Trump sagte allerdings zum Schweizer Rosinenpicken, von dem EU-Diplomaten ein Lied singen können: "No way!"
US-Handelsminister Lutnick lästerte im US-Fernsehen weiter: Die Schweiz müsse verstehen, wenn man amerikanischen Firmen und Konsumenten Waren verkaufen wolle, dann ginge das nur in Kooperation mit dem US-Präsidenten.
Wirtschaftsminister Parmelin gab ebenfalls kein gutes Bild ab. Er reiste offenbar ohne substanzielle Zugeständnisse im Gepäck im September nach Washington.
Parmelin hatte vor vier Jahren als damaliger Bundespräsident die Verhandlungen über das EU-Rahmenabkommen abgebrochen und damit die Kommission brüskiert und viele Länder des Ministerrates verärgert.
Zum Thema: Schweiz in der Sackgasse, der Franken bald auch?
Die Schweiz müsse aufhören Dinge zu tun, die den Amerikanern Schaden zufügten, so Lutnick und nennt den eidgenössischen Handelsüberschuss mit den USA von 40 Milliarden US-Dollar. Das müsse man angehen.
Wiegen die mäßigen Bemühungen der Schweizer Politiker auf dem Franken? Kaum. Möglicherweise hätte sich der Dollar-Franken-Kurs (USD/CHF) bereits dauerhaft unter 0,80 eingerichtet und der Euro-Franken-Kurs (EUR/CHF) wäre näher an 0,90, hätte die Schweiz einen Deal so wie die EU.
Der Franken bleibt auch ohne US-Deal stark. Zum US-Dollar hat er Year-to-date 11 Prozent aufgewertet. Der Euro-Franken-Kurs notiert aktuell bei 0,93 nach 0,94 Anfang 2025.
Auf Deutschland ist Verlass
Die Unsicherheit, wann und ob überhaupt ein Abkommen mit den USA zustande kommt, trübt die Stimmung in der Schweizer Wirtschaft. Die Stimmung in den Unternehmen bleibe laut KOF Institut an der ETH Zürich verhalten.
Das dürfte sich aber in einigen Monaten zum Besseren ändern, gelingt es der Schweiz, sich an die mit massiven staatlichen Ausgabenplänen frisierte deutsche Wirtschaft dranzuhängen.
"Zur Jahreswende 2025/2026 dürfte dann die binnenwirtschaftliche Dynamik an Fahrt aufnehmen, gestützt von den wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung", erwartet Deutschlands Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU).
Die deutsche Wirtschaft werde 2026 um 1,3 Prozent wachsen und 2027 mit 1,4 Prozent, prognostizieren die Experten des Ministeriums. Zuvor lagen die Konjunkturprognosen bei 1,0 Prozent (2026) und 0 Prozent (2027).