Die Akteure des Devisenoptionsmarktes, die im August ihre Fähnchen für den Euro in den Wind hangen, zögern nicht: Sie gehen zurück in den Schweizer Franken. Put-Optionen, mit denen sich beispielsweise Schweizer Exporteure gegen einen sinkenden Euro absichern, sind wieder teurer als Call-Optionen.
Vor zwei Wochen hatten Optionskennzahlen einen Anstieg des EUR/CHF-Kurses angezeigt. "Der Franken dürfte in den kommenden Wochen weiter gegenüber dem Euro nachgeben", schrieb Bloomberg. Die Nachfrage nach Euro-Franken-Optionen, die von einem schwächeren Franken profitierten, wäre so hoch wie seit vier Monaten nicht mehr.
Fakt ist: Hohe Zölle gegen die Schweiz und eine von Bundesbern leicht gesenkte Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft können den Franken nicht aus der Bahn werfen. Die Schweizer Währung ist wegen ihrer hohen Geldwertstabilität, die in einer Inflation von knapp über 0% zum Ausdruck kommt, sehr niedrigen Staatsschulden und Exportüberschüssen sehr solide.
Der Euro hat dieser Solidität in den letzen Monaten eine Ausgabenspree der Euroländer in Rüstungsinvestitionen entgegengesetzt. Deutschland stach heraus, weil es neben der Erhöhung seines Verteidigungsetats auf 5% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) noch eine halbe Billion Euro in die Infrastruktur investiert.
Zum Thema: Wie lange profitiert der Euro von der Ausgabenspree?
Was die deutsche Wirtschaft tatsächlich bräuchte, wären Steuersenkungen, vor allem für die kleinen- und mittleren Einkommen. Das würde das Wachstumspotenzial erhöhen und den von der demografischen Entwicklung kommenden Gegenwind abschwächen. Doch die Regierungsparteien in Berlin bleiben stur und borniert. Für die SPD sind Steuersenkungen tabu, ebenso für die Hälfte der CDU.
In Frankreich läuft wirtschaftlich kaum etwas in die richtige Richtung. Die hohen französischen Staatsschulden sind problematisch. Italiens Konjunktur ist noch stabil, als sie von den Geldgeschenken des EU-Aufbaufonds profitiert.
Der Euro wird sich der Wachstumsschwäche und Schuldenstärke der größten Euroländer nicht dauerhaft entziehen können. Derzeit tut er das noch. Der Euro-Franken-Kurs notiert aktuell auf 0,94, unverändert seit Jahresbeginn (Year-to-date).
Man muss damit rechnen, dass Frankreich auf die Europäische Zentralbank (EZB) Druck ausüben wird, die Leitzinsen zu senken. Die französische Inflation lag im August bei 0,9%. Ziel ist es, auf die hohen Staatsschulden unter Umgehung struktureller Reformen, ein paar Zehntel weniger Zinsen zu bezahlen. Italien und Spanien sind die Letzten, die etwas gegen weitere Zinssenkungen einzuwenden hätten.