Schweizer Franken mit Hammer-Kursziel
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Schweizer Franken mit Hammer-Kursziel

Vertändelt der Euro einen Anstieg auf 1,00 CHF? Die Anzeichen dafür verdichten sich, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) es bei einem kurzen Ausflug auf die dovishe Seite der Währungspolitik belässt und die inhärente Schwäche des Euro zum Vorschein kommt.

Was bisher passiert ist:

  • Der Euro wertet von Ende Mai und bis Ende Juni um 2% gegen den Schweizer Franken auf. Antriebsfeder ist das höhere Tempo der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie hebt die Zinsen schneller an als die SNB.
  • Die EZB hat acht Zinssitzungen pro Jahr, die SNB deren vier. Da Christine Lagarde nicht in die Zinspause will, wittert der Euro seine Chance.
  • Als die SNB dann noch auf ihrer Sitzung Ende Juni mit einer Leitzinsanhebung von 0,25% anstatt 0,50% und Inflationsprognosen von über 2% Weichwährungspolitik betreibt, klettert der EUR/CHF-Kurs auf ein 2-Monatshoch bei 0,9840.
  • Doch rudert SNB-Chef Thomas Jordan bereits zwei Tage nach seiner verpatzten Zinssitzung zurück. Er will keine geldpolitische Taube, also jemand, der sich mit einer Inflation von über 2% zufrieden gibt, sein. Jordan bekennt sich im Schweizer Fernsehen dazu, die Inflation zu senken.
  • Seitdem wertet der Franken auf. Als dann noch bekannt wird, dass die Teuerung in der Schweiz im Juni überraschend deutlich auf 1,7% fiel, sinkt der Eurokurs auf 0,9750 CHF.

Hintergrund

EZB und SNB haben den mit Abstand größten Einfluss auf die Euro-Franken-Rate. Wenn sie zweideutig mit den Devisenmärkten kommunizieren, wofür es gute Gründe geben kann, gibt es ein ständiges Hin und Her beim Wechselkurs.

Zwar schlug die EZB zuletzt hawkische Töne an. Allerdings hatte sie noch im Mai signalisiert, im Sommer in eine Zinspause gehen zu wollen. Daraufhin fiel der Euro zum Franken auf den tiefsten Stand seit acht Monaten.

Der frühere EZB-Chef, Jean-Claude Trichet, stieß kurz vor dem Ende seiner Amtszeit den Umbau zur Weichwährungs-Notenbank an. Der damalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, sprach von einem Tabubruch.

Trichet's Nachfolger, der Italiener Mario Draghi, hat Billionen Euro aus dem Nichts gedruckt, um hochverschuldete Euroländer wie Italien vor dem Staatsbankrott zu retten.

Christine Lagarde institutionalisierte dann das Gelddrucken mit der Notenpresse während der Covid-Pandemie. Heute gehört das einstige Tabu (Euro-Staaten bekommen Kredite mit Geld aus der Notenpresse) zum Standard-Instrumentarium der EZB. 

Ergebnis ist ein extrem aufgeweichter Euro. Dieser schafft es inzwischen nicht einmal mehr über 1,10 US-Dollar oder 1,00 Franken zu steigen. In den 00-Jahren war der Euro zwischen 1,40-1,60 wert – sowohl zum Dollar als auch zum Franken.

2024

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die EZB die Zinsen wieder senkt und Staatsanleihen kauft. An den Finanzmärkten rechnet man mit diesem Schwenk bereits Ende 2023/Anfang 2024.

Zwar wird die Inflation im Euroraum immer noch über 2% sein. Die EZB wird sich dann eines Tricks behelfen, in dem sie ihre Inflationsprognose für 2025 mit einer großen Portion Willkür unter 2% setzt. Dies ermöglicht es ihr die Zinsen senken und auch die Staatsanleihen-Käufe wieder hochzufahren.

Der Euro wird sich dann sehr merklich zum Schweizer Franken abschwächen müssen. Es wird ein neues Rekordtief unter 0,94 geben. Auf viel Widerstand seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dürfte er dabei nicht stoßen.

Euro Schweizer Franken Entwicklung 2003-2023

Die EZB hat die Inflation mit ihrer radikalen Geldpolitik so sehr angeheizt, dass sich Waren und Dienstleistungen drastisch verteuert haben. Dadurch haben Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit verloren.

Für Schweizer Exporteure haben sich hingegen wegen denen in der Eurozone drastisch gestiegenen Preisen die Absatzmöglichkeiten verbessert. Eurokurse unter 1,00 CHF, die Schweizer Waren in der Eurozone etwas teurer machen, können sie daher verkraften.

In ein oder zwei Jahren werden Schweizer Exporteure in der Lage sein, auch mit einer Euro-Franken-Rate von 0,90 oder darunter profitabel in die Eurozone zu verkaufen.

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