Franken-Kredite: Die wichtigsten Überlegungen im April 2023
Home » » Franken-Kredite: Die wichtigsten Überlegungen im April 2023

Franken-Kredite: Die wichtigsten Überlegungen im April 2023

Die gute Nachricht: Für eine Umschuldung von einem Franken-Kredit in einen Euro-Kredit ist es nicht zu spät. Die Vorteile überwiegen trotz deutlichem Zinsanstieg auf Euro-Fixzinskredite die Nachteile.

Dreh- und Angelpunkt ist folgende Frage: Wie geht es mit der erheblich über das Ziel hinausgeschossenen Inflation in Österreich weiter? Antwort: Sie bleibt hoch, und das ist schuldnerfreundlich, weiß seit der Weimarer Republik jedes Kind.

Eckdaten, die ein Franken-Kreditnehmer nicht beeinflussen kann:

  • Der Eurokurs sank in zwischen April 2021 und April 2023 von 1,11 auf 0,99 (-11%).
  • Der CHF 1-Monats-Saron (Nachfolger des CHF-Libor, an den Franken-Kredite gebunden wurden) stieg seit Juni 2022 von -0,71% auf 1,04%.

Fallender Eurokurs und steigende CHF-Zinsen sind ein doppeltes Minus für Franken-Kreditnehmer. Bevor die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Juni 2022 begann ihren Leitzins anzuheben, war die Situation Plus-Minus.

Weil der Saron (und davor der CHF-Libor) an der Minus-Einprozentmarke kratzten, hatten viele Schuldner keine Zinsen zu bezahlen. Der in den Franken-Kreditverträgen stehende Zinsaufschlag (Marge) war ausradiert worden.

Die Banken hatten dann noch versucht die Marge dennoch in Rechnung zu stellen. Doch die Justiz spielte nicht mit und untersagte derlei Geschäftsgebaren.

Euro-Fixzinskredit

Mit 3,6% Zinsen auf einen 10-jährigen Euro-Fixzinskredit muss man aktuell rechnen –  nach weniger als 2% vor zwei Jahren. Das ist auf den ersten Blick deutlich mehr als im Franken-Kredit, auf denen die meisten aktuell etwa 1,5-2% bezahlen.

Diese Verzinsung ist allerdings variabel und am steigen. Die SNB wird ihren Leitzins weiter hochschrauben, so dass man hier bis Ende 2023 vorsichtshalber mit einer CHF-Zinsbelastung von knapp 3% pro Jahr (p. a.) rechnen sollte.

Laut Prognose der Österreichischen Nationalbank (OeNB) bleibt die Inflation bis 2025 deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt. Zuletzt lag die Teuerung bei 6,9%. Für 2024 erwartet OeNB-Chef Robert Holzmann 4%, für 2025 dann 3,1%.

Ausblick

Es ist besser in einer Weichwährung (in dem Fall dem Euro) verschuldet zu sein, als in einer Hartwährung (Schweizer Franken).

Die SNB ist einer Situation, in der ihr Leitzins (aktuell 1,5%) der Inflationsrate (aktuell 2,9%) wesentlich näher ist als die Europäische Zentralbank (EZB). Hier liegen Leitzins bei 3,5% und Inflation bei 6,9%.

Es ist sicherlich im Bereich des Möglichen, dass der SNB-Leitzins in der zweiten Hälfte 2023 auf 2,25% hochgesetzt wird und die Schweizer Teuerung auf 2% absinkt. Der CHF hätte dann einen Zinsbonus von +0,25%. 

Der Euro kann sich dann abstrampeln wie er will: Er wird sich weiter gegenüber dem Schweizer Franken abschwächen müssen, da die EZB beim Leitzins nicht höher als 4,5% gehen wird.

Laut den EZB-Inflationsprognosen wird die Teuerung im Euroraum im laufenden Jahr 4,6% sein. Damit hat der Euro ein Zinsmalo von mindestens -0,10%. Es könnte jedoch deutlich mehr werden, als das Inflations-Appeasement bereits einsetzt.

"Die Frage ist, ob wir noch eine weitere Erhöhung um 50 Basispunkte (0,50%) vornehmen müssen, wie bei der letzten Zinserhöhung, oder ob wir bereits zu kleineren Schritten von 25 Basispunkten (0,25%) zurückgehen können."

Diese Aussage stammt nicht etwa von einem südeuropäischen EZB-Vertreter, sondern von Klaas Knot aus den Niederlanden. Auch OeNB-Gouverneur Robert Holzmann ist dem Euro keine große Hilfe.

Er soll der Aufweichung des Inflationsziels zugestimmt haben, während der damalige deutsche EZB-Vertreter, Jens Weidmann, dagegen votierte. Weidmann ist inzwischen weg, Holzmann noch da.

Zum Thema: Landet der Euro-Franken-Kurs im 🕇Inflationsgrab?

Und weil der aktuelle Bundesbankchef Nagel beim gemeinsamen Abendessen der EZB-Vertreter vor jedem Zinsentscheid nicht das schwarze Schaf sein will, wird auch er früher oder später zurückrudern.

Empfehlung

Die Empfehlung für Franken-Fremdwährungskreditnehmer lautet: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

Ein Franken-Kredit hat wegen den steigenden Schweizer Zinsen und den um den Inflationunterschied zwischen der Eurozone und der Schweiz fallenden EUR/CHF-Kurs ein doppeltes Minus.

Mit einer Umschuldung in einen Euro-Fixzinskredit zahlt man nach Abzug der Inflation keine Zinsen.

An Euro-Kredit etwas verdienen

Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen: Das nachfolgend beschriebene Modell machen sich Hauseigentümer in den USA gerne zu eigen. Es lässt sich auf europäische Verhältnisse übertragen:

Angenommen ein CHF-Schuldner erhält eine Umschuldung über 100.000 Euro in einen 10-jährige Euro-Fixzinskredit mit einem Zins von 3,5%.

Alles was er oder sie nun tun muss, ist eine Euro-Staatsanleihe zu kaufen, die einen Zins von mehr 3,5% bringt. Eine zehnjährige Staatsanleihen des Eurolandes Kroatien rentiert aktuell bei 3,7%.

Nun hat man einen zinsfreien Euro-Kredit, ja man verdient sogar an diesem Kredit 0,2%. Voraussetzung ist natürlich, dass man 100.000 Euro auf der hohen Kante hat. Es sind aber auch Mischformen dieses Modelles möglich.

Beispiel: Man kann 25.000 Euro in eine Anleihe eines bonitätsstarken Dax-Konzens wie BASF oder eines ATX-Unternehmens investieren. Hier winken jährliche Guthabenzinsen von über 4%.

Eine weitere Überlegung macht Anleihenkäufe in den nächsten sechs Monaten interessant: Das Ende des Zinserhöhungszyklus zeichnet sich ab. Wenn die EZB die Zinsen 2024ff wieder senkt, werden die Anleihenkurse im Gegenzug steigen. Jetzt lassen sich Kursgewinne realisieren.