Die Schweiz ist plötzlich ein Risikoland
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Die Schweiz ist plötzlich ein Risikoland

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist mit einem Verlust von 132 Milliarden Franken die schlechteste Investorin der Welt. Mehr in den Sand gesetzt hat nur Norwegen. Der dortige Staatsfonds verlor 164 Milliarden US-Dollar. Was sagt der Schweizer Franken dazu?

Devisenmarkt-Akteure schrecken seit der Hiobsbotschaft aus der Presseabteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) davor zurück, sich stärker im Schweizer Franken zu engagieren.

In Prozentzahlen ausdrücken, wie viel der jüngsten Frankenschwäche zum Euro auf das überdiversifizierte SNB-Wertpapierportfolio und seinen vielen mittelmäßigen Unternehmen (siehe Video unten) zurückgeht, kann man jedoch nicht.

2022 sei sowohl der Aktienmarkt als auch der Rentenmarkt unter die Räder gekommen. Das sei "sehr ungewöhnlich", sagt der Chef von Norwegens Staatsfonds, Nicolai Tangen. Er versucht damit den gigantischen Verlust, der beinahe dreimal so hoch ausfällt wie 2008, zu erklären.

Mittelmäßigkeit

Die SNB lässt an ihrem Rekordverlust keine Kritik zu. Hintergrund: Die Schweizer Notenbanker sind entweder Akademiker oder von der akademischen Lehre über effiziente Märkte zutiefst überzeugt.

Und so hat die SNB weltweit Aktienindizes bis tief in die Small Caps abgebildet. Denn eine solche Risikostreuung wird von den Professorinnen und Professoren der Wirtschaftswissenschaften als Schlüssel einer erfolgreichen Geldanlage gepriesen.

Gegenspieler der SNB ist kein geringerer als Warren Buffett. Value Investoren bestreiten die Gültigkeit der Markteffizienzhypothese, welche laut Wikipedia besagt:

"Die Marktpreise (Kurse) spiegeln alle verfügbaren Informationen wider. Eine direkte Konsequenz ist, dass kein Marktteilnehmer dem Markt langfristig überlegen sein kann, außer durch Glück."

Buffett und die vielen anderen erfolgreichen Value Investoren, die sich von der Lehre eines Benjamin Grahams leiten lassen, stehen nicht im Verdacht Glücksritter zu sein. Buffett's Geschäftspartner, Charlie Munger, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum kundzutun, was er vom Diversifizieren hält:

SNB-Chef Thomas Jordan und Nicolai Tangen haben zusammen knapp 300 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt. Gleichwohl klammern sie sich weiter an die Markteffizienzhypothese wie ein Affenbaby an den Hals seiner Mutter. Hinzu kommt: Beide haben kein Skin in the Game.

Da werden Erinnerungen an die Kämmerer deutsche Städte, die sich mir Schweizer-Franken-Kredite in den 00er-Jahren verzockt hatten, wach. Die Suppe auslöffeln mussten die Bürgerinnen und Bürger mit höheren Müllabfuhrgebühren etc.

In der Sturheit Schweizer Amts- und Würdenträger liegt eine gewisse Chance für den Euro. Die Arroganz, mit welcher Bundespräsident Parmelin das EU-Rahmenabkommen aufkündigte, hat man in Brüssel nicht vergessen. Die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten.

Ob die schlechteste Investorin der Welt (SNB) und das Auslaufenlassen bilateraler Verträge seitens der EU am Ende ausreichen, um den Schweizer Franken zum Euro abzuschwächen, bleibt jedoch fraglich.

EU und Eurozone sind sich zwar sehr einig, der Schweiz keinerlei Zugeständnisse mehr zu machen. Beim Währungsthema sind die Gräben aber tief. Die Nordstaaten wollen eine Starkwährung, während die Südstaaten einen möglichst weichen Euro, dessen Veranlagungen keine Realzinsen bringen, bevorzugen.

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