Der Ausblick für Franken-Kreditnehmer im November 2022
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Der Ausblick für Franken-Kreditnehmer im November 2022

2022 ist eines der schlechteren Jahre für Franken-Fremdwährungskreditnehmer. Der Euro schwächt sich in den ersten neun Monaten um 9% gegenüber dem Schweizer Franken ab. Außerdem braut sich etwas bei den laufenden Kreditkosten zusammen. Die Schweizer Zinsen sind merklich am steigen.

In den vergangenen Jahren war es für viele Franken-Kreditnehmer in Österreich ein Plus-Minus-Geschäft: Der Euro schwächte sich ab, dafür zahlte man jedoch keine Zinsen. Die Schweizer Sätze waren tief im negativen Terrain und fraßen den Zinsaufschlag (Marge) der Bank auf. Hinzu kamen hohe Wertsteigerungen bei dem mit dem Franken-Kredit erworbenen Haus oder Wohnung.

Derweil ist der Euro dabei sich zu berappeln. Von seinem Ende September erreichten Rekordtief bei 0,94 Franken hat er sich auf 0,99 Franken verbessert. Damit haben sich seine Verluste auf 4,5% halbiert. Gretchenfrage: Geht es weiter nach oben?

Zum Thema: Schweizer Franken ist für wenige Wochen eine Risikowährung

Die Devisenexperten der großen Banken der Schweiz und Deutschlands verneinen dies. UBS und Credit Suisse rechnen in den nächsten drei Monaten mit einem Rückgang des EUR/CHF-Kurses auf 0,96. Die Deutsche Bank erwartet für Ostern ein Kursniveau von 0,93. Unweit darüber mit 0,94 ist die Einschätzung der Commerzbank.

"Ab 2023 sehen wir eine Abwertung des Frankens, die auf eine verbesserte Stimmung bei weniger unsicheren Wirtschaftsaussichten und ein günstigeres Zinsdifferenzial zum Euro zurückzuführen sein könnte", heißt es im aktuellen EUR/CHF-Ausblick von Österreichs Raiffeisen Zentralbank.

Laut der Erste Group wird sich der Euro-Franken-Kurs in der Nähe der Parität für einen ausgedehnten Zeitraum befestigen. Österreichs größtes Geldhaus rechnet bis September 2023 mit einer engen Wechselkursspanne von 0,99 bis 1,01. Eine gewagte Prognose angesichts der hohen Volatilitäten an den Finanzmärkten. Die machten in der Vergangenheit auch vor dem Euro-Franken-Kurs nicht Halt.

Zinsen

Der die CHF-Libors ersetzende Schweizer Zins Saron (Swiss Average Rate Overnight) liegt mit 0,44% im positiven Terrain. Der Saron ist ein neuer Geldmarktsatz, der Anfang 2022 nach drei Jahrzehnten den Schweizer Franken Libor-Zins ersetzte.

Bei der Umstellung der Kreditverträge auf den neuen Basiszins durch die Banken ist offenbar alles glatt gegangen. Es ist bisher nicht bekannt, dass Franken-Kreditnehmern ein Nachteil entstanden ist.

Österreichs Banken dürfte es freuen, dass sie inzwischen etwas von dem ursprünglich vereinbarten Zinsaufschlag (Marge) sehen. Anfang 2022 war der Saron bei -0,70% und egalisierte damit die in den Verträge vieler Franken-Kreditnehmern stehende Marge. Inzwischen addiert sich beides auf.

Linienchart Zinsentwicklung Schweiz 2022 Saron

Beispiel:
Hat ein Kreditnehmer eine Marge von 0,50% im Vertrag stehen, wird ihn die Bank zum Quartalsende mit einem Zins von 0,94% zur Kasse bitten. Bei einem im Jahr 2005 aufgenommenen Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro zum damaligen EUR/CHF-Kurs von 1,54 ergibt sich:

150.000 Euro mal damaliger EUR/CHF-Kurs von 1,54 = 231.000 Franken
0,94% Zins von 231.000 Franken = 2.171 Franken p. a. (per annum)
2.171 Franken geteilt durch 4 = 543 Franken pro Quartal
543 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 0,99 = 549 Euro

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