Schweizer Notenbank vor nächstem Paukenschlag
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Schweizer Notenbank vor nächstem Paukenschlag

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss bei den Zinserhöhungen aufs Gaspedal steigen, um nicht hinter der Inflationskurve zu landen. Für den Euro wird es eng, als er künftig auf die satten deutschen Exportüberschüsse verzichten muss und die Inflationsbekämpfung hier über die Rezessionsschiene erfolgt.

"Die Rezessionsängste drücken auf den Euro", kommentiert die St.Galler Kantonalbank. Man könne sagen, dass der Schweizer Franken aufwerten werde, meint Raiffeisen Salzburg.

In der Schweiz steigt die Inflation auf den höchsten Stand seit 30 Jahren. Zwar ist die jährliche Teuerung mit 3,4% im Vergleich zur Eurozone, wo es 8,6% sind, zwergenhaft. Allerdings hat SNB-Präsident Jordan deutlich gemacht die Inflation entschlossen zu bekämpfen.

SNB: Nächster Paukenschlag?

Jordan hatte bereits vorvergangene Woche signalisiert, dass es bei einer Zinserhöhung um 0,50% nicht bleiben werde. Das war allerdings vor dem Bekanntwerden des für schweizerische Verhältnisse unerwartet hohen Anstiegs der Inflation. Damit dürfte eine weitere SNB-Zinserhöhung um ein halbes Prozent auf der nächsten Sitzung im September in trockenen Tüchern sein.

Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die SNB vor ihrer regulären Sitzung zur Tat schreitet. Jordan ist es allemal zuzutrauen mit einer außerplanmäßigen Leitzinserhöhung bereits im August vorzupreschen, um die steigenden Inflationserwartungen im Keim zu ersticken.

Flächendiagramm Inflationsentwicklung Schweiz, Euroraum

Auf einen vermeintlich zu starken Franken muss Jordan keine Rücksicht nehmen. Wegen der sehr hohen Geldentwertung in der Eurozone ist der Schweizer Franken zum Euro inzwischen unterbewertet. Der auf der Kaufkraftparität basierende faire EUR/CHF-Wechselkurs liegt unter 1 zu 1.

Weiterlesen: Schweizer Notenbank will starken Franken: Bekommt sie ihn?

Euro vor Export-Aus

"Der Exportabschwung ist eingeläutet", stellt Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fest. Der Euro muss ohne die deutschen Exportüberschüsse auskommen. Die Handelsbilanz von Europas größter Volkswirtschaft rutschte im Mai mit einer einer Milliarde Euro ins Minus, teilt das Statistische Bundesamt mit. Es war das erste Minus seit 14 Jahren.

Besserung ist nicht in Sicht: Die Exporteure sind laut DIHK-Außenwirtschaftschef Treier immer weniger in der Lage, die durch Lieferketten bedingten Kostensteigerungen wettzumachen. Überdies kämen wichtige Import-Vorleistungsgüter oft nicht an. Französische- und italienische Unternehmen sind auf dem Weltmarkt nicht so wettbewerbsfähig wie der deutsche Mittelstand. Sie können die Kohlen für den Euro nicht aus dem Feuer holen.

Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im Juli deutlich verschlechtert. Der von Sentix ermittelte Konjunkturindikator fällt tiefer ins Minus als von Ökonomen erwartet. Das Konjunktur-Regime steht auf "Rezession", teilt das Beratungsunternehmen mit. Die Schweiz kommt glimpflicher davon. Hier liegt ein "Abschwung" vor.

Fazit

  • Der Euro hat keine Chance gegenüber dem Schweizer Franken zu bestehen. Die aktuelle Abwertungsrunde, die im März 2021 bei einem EUR/CHF-Kurs von knapp 1,12 begann, setzt sich fort.
  • Das von der Eurozone gewählte Modell zerbröselt den Euro. Es sieht vor die Inflation laufenzulassen, bis eine Rezession da ist, die die Teuerung dann runterbringen soll. Von einem "Schock der steigenden Lebenshaltungskosten" berichtet S&P Global im neuen Einkaufsmanager-Report.
  • Die Schweiz macht bei der Inflationsbekämpfung keine halben Sachen. Hier wird die Geldentwertung im Keim erstickt. Überdies hat sie eine bessere Konjunktur, niedrige Schulden und eine sehr tiefe Arbeitslosigkeit. Auch das wird dazu beitragen, dass Anleger den Franken wählen.
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