Wie es mit dem Schweizer Franken weitergeht
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Wie es mit dem Schweizer Franken weitergeht

Europas größte Banken sehen den Euro in der zweiten Jahreshälfte 2022 im Durchschnitt bei 1,04 Franken. Am meisten traut die ING dem Euro zu. Sie erwartet einen Anstieg auf 1,08. Die Deutsche Bank setzt mit 1,01 ein Ausrufezeichen. Barclays, BNP Paribas und Morgan Stanley erwarten 1,03-1,06.

Die größten Geldhäuser der Schweiz treffen sehr unterschiedliche Prognosen für die Entwicklung der Euro-Franken-Rate. So rechnet die UBS mit einem Anstieg des Euro auf 1,08 Franken. Die Credit Suisse erwartet ein Absinken auf 1,02, während die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihre Prognose bei 1,05 festmacht.

Aktuell hängt der Eurokurs bei 1,03 Franken in der Luft. Zwei Versuche sich bei 1,05 festzusetzen, misslangen. Die Franken-Fans scheiterten EUR/CHF ein zweites Mal unter die Parität zu drücken. Ein von ihnen forcierter Sell-Off des Euro blieb im April bei 1,01 hängen.

Weiterlesen: 🗲Wie es zur Parität kam, was EUR/CHF als nächstes erwartet

Aufgeschoben nicht aufgehoben

Laut Raiffeisen Schweiz müssen sich Franken-Fans keine Sorgen machen: "Der Euro leidet derweil unverändert unter dem Ukraine-Krieg, der hohen Inflation und dem sich eintrübenden konjunkturellen Umfeld." Und weiter:

"Für uns ist und bleibt die Parität der europäischen Einheitswährung daher nur eine Frage der Zeit."

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) widerspricht mit Prognosen von 1,05 (Ende 2022) und 1,08 (Mitte 2023). Die Vorhersagen von Deutschlands größter Landesbank sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. So wie Österreichs Top Tier Bank Erste Group überschätzt man im Südwesten Deutschlands die Fähigkeiten des Euro seit Jahren.

Linienchart EUR/CHF-Kurs mit eingezeichneten Prognosen 2023

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde im September und Dezember 2022 den Leitzins jeweils um 0,25% anheben, erwartet die Bank J. Safra Sarasin. Überdies werde die SNB den Franken aufwerten lassen. Hintergrund sei der brummende Schweizer Arbeitsmarkt (heizt Inflation an) und die florierenden Exporte.

"Zwar hilft der starke Franken, die Inflation in Schach zu halten. Aber für Schweizer Verhältnisse ist eine Teuerung von 2,9% ganz schön ungewöhnlich", kommentiert die VP Bank aus Liechtenstein.

Fazit

Die hohen EUR/CHF-Ausblicke von UBS, Landesbank Baden-Württemberg und Erste Group sind mit Vorsicht zu genießen. Die Schweiz ist dem Euro-Gebiet in allen (Währungs-) Belangen überlegen, was eine weitere Aufwertung des Frankens nach sich ziehen wird.

Sollte es wirklich gut für den Euro laufen, gelingt ihm eine zwei bis dreimonatige Ausreißer-Phase. Er würde dann kurz auf 1,06 oder 1,08 Franken hochschießen, ehe er erneut nach unten gedrückt wird. Solche Ausreißer hatte es in den letzten Jahren im Sommer und Herbst immer wieder gegeben.

Die Chancen einer diesjährigen Sommerrallye des Euro sind allerdings kleiner. Zwar steht die Europäische Zentralbank (EZB) in den Startlöchern ihren Leitzins anzuheben. Sie rennt allerdings einer von ihr selbst angeheizten Inflation von über 8% hinterher. Angesichts der enormen Geldentwertung, die die Euroländer heimsucht, sind etwas höheren Zinsen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

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