EUR/CHF bei 1,08 oder 1,01? Ein Pro und Contra
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EUR/CHF bei 1,08 oder 1,01? Ein Pro und Contra

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) fährt zweigleisig: Am Kredo des überbewerteten Frankens hält sie fest. Gleichzeitig lehnt es Notenbankchef Jordan ab, den EUR/CHF über Parität zu halten. Die Vorhersagen der größten Banken Österreichs und Deutschlands klaffen auseinander. Während die Deutsche Bank den Euro bei 1,01 Franken sieht, rechnet die Erste mit 1,08.

Der Schweizer Franken wurde gegen den Euro

  • seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs um 2,5%,
  • seit Anfang 2022 (Year-to-date) um 2%,
  • und seit September 2021 (Beginn des deutlichen Inflationsanstiegs in Euroland) um 7% stärker.

Der Euro konnte nach seinem Rückfall auf 0,9970 Franken am 7. März 2022 einen Gegenanstieg um 2% verbuchen, und so notiert der EUR/CHF-Kurs aktuell bei 1,0150. Damit hat der Euro den Devisenexperten der Deutschen Bank zufolge das Maximale herausgeholt. Das Wachstum in der Schweiz habe sich robust gezeigt, begründet Deutschlands größtes Geldhaus.

EUR/CHF-Diagramm mit eingezeichneten Prognose für Ende 2022

Es gibt keine Anzeichen, dass sich die SNB um den Euro-Franken-Kurs so sehr kümmert wie beim Ausbruch der Corona-Pandemie oder in den Jahren davor. Die Zurückhaltung bei Deviseninterventionen zeichnet sich bereits seit längerem ab. Ende 2021 hatte die SNB entgegen den Einschätzungen vieler Experten den Euro nicht über 1,05 Franken gehalten. Auch die Parität (1 Euro = 1 Schweizer Franken) war für Jordan keine heilige Kuh.

Fundamentale Gründe würden für einen schwächeren Schweizer Franken sprechen, sagt die Erste Group. Deutliche Renditeanstiege von Eurozone-Staatsanleihen im März hätten zu einer leichten Abwertung des Frankens zum Euro geführt. Laut dem EUR/CHF-Ausblick der Erste Group wird der Währungskurs bis Jahresmitte auf 1,06 und bis Ende 2022 auf 1,08 steigen.

Fazit und Ausblick

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat das Interesse am Euro verloren. Damit ist der Gemeinschaftswährung ihr wichtigster Käufer abhanden kommen. Es gilt sich in Erinnerung zu rufen: Die SNB war seit dem Frühjahr 2009 am Devisenmarkt extrem präsent. Sie verhinderte dadurch eine noch schallenderen Abschwächung des Euro gegenüber dem Franken.

Wenn es wirklich gut für den Euro in den nächsten Monaten läuft, kann er es auf 1,05 Franken schaffen. Spätestens danach kommt die Frankenstärke zurück. Krieg und Inflation sprechen gegen den Euro. Der Devisenmarkt wird erneut die Parität ansteuern. Doch damit nicht genug Bis 2025/30 dürfte das unmittelbar nach der Mindestkurs-Aufhebung bei 0,92 markierte Rekordtief getestet werden.

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