SNB-Chef Jordan lässt die Katze aus dem Sack
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SNB-Chef Jordan lässt die Katze aus dem Sack

Angesichts einer Aussage des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) werden Erinnerung an den Paukenschlag Anfang 2015 wach: 1 Euro = 1 Schweizer Franken sei für die SNB unbedeutend, sagt Thomas Jordan. Die Deutsche Bank hat den Braten gerochen und ging vorsichtshalber vor Jordans Statement mit ihrer Prognose für die Euro-Franken-Rate auf 1,01 runter.

Die Stützgrenze bei 1,20 hatte Jordan vor sieben Jahre mit der Brechstange zerstört. Am 15. Januar 2015 schockierte er den Devisenmarkt mit einer kurzen und knappen Medienmitteilung. Inhalt: "Ich halte den Euro nicht länger über 1,20 Franken." Dieses Mal ist er charmanter. Es hat allerdings Signalwirkung, wenn Jordan im SRF suggeriert: Die SNB wird den Wert eines Euro nicht über ein Franken halten.

Zum Thema: Die Schweiz hat sich am Euro verspekuliert

"Auf Sicht von sechs Monaten könnte der Franken leicht in Richtung EUR/CHF 1,01 aufwerten", sagt die Deutschen Bank. "Das Wachstum in der Schweiz zeigte sich zuletzt robust, wenn auch mit etwas schwächerer Dynamik." Deutschlands größtes Geldhaus war bereits im November 2021 auf den Franken umgesattelt.

Die Schweiz wird also ohne die so genannten "Inflation Bills", die gerade wie eine Kaskade in den Euroländern ausgelöst werden, auskommen. Das ist gut für den Franken.

Fazit und Ausblick

Wenn sich wichtige Einflussgrößen auf den Euro-Franken-Kurs ändern, wäre es töricht keine Neubewertung vorzunehmen. Eine substanzielle Erholung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken ist wegen der Haltung der SNB zum Thema 1 Euro = 1 Franken extrem schwierig.

EUR/CHF Wechselkursdiagramm Analyse mit Prognose 2022

Hintergrund: Wer davon ausging, der Euro springt im späteren Jahresverlauf an, nachdem ihn die SNB über der Parität gehalten hat, dürfte falsch liegen. Es wird also nicht etwas Ähnliches passieren wie beim Ausbruch der Corona-Pandemie:

  • Im Frühjahr 2020 hatte die SNB den Eurokurs zwei Monate mit massiven Devisenmarktinterventionen über 1,05 Franken gehalten.
  • Anschließend stieg der Euro dank dem Aufputschmittel EU-Aufbaufonds (ohne SNB-Hilfe) bis Februar 2021 auf 1,11 Franken. Die Inflation in der Eurozone war seinerzeit noch bei 2%.

Inzwischen ist die Inflation bei 6%. Laut EZB-Chefin Lagarde peilt man als nächstes die 7-Prozent-Marke an. Und die inflationsanheizenden Konjunkturpakete in den Euroländern machen eine Rückkehr auf 2% unmöglich. Folge: Die Euro-Franken-Rate wird über die hohe Inflationsdifferenz nach unten gedrückt. Denn in der Schweiz gibt es sie noch, die Geldwertstabilität.

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