EUR/CHF-Ausblick 2022-2025
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EUR/CHF-Ausblick 2022-2025

EUR/CHF-Kursentwicklung nach Kalenderjahren 2007-2022

Österreichs Franken-Kreditnehmer und schweizerische Exporteure atmen auf: Der Euro erzielt den ersten Wochengewinn gegenüber dem Franken seit Mitte September, und so steigt der EUR/CHF-Kurs über 1,04. Geht es weiter nach oben? Der Euro könnte 2022 auf 1,10 Franken steigen, ehe er bis 2025 auf 1,00 Franken zurückfällt.

Die extrem negative, ja sogar feindliche Stimmung, gegenüber dem Euro ist gewichen. Am Devisenoptionsmarkt werden die Prämien für Put-Optionen, mit denen sich beispielsweise ein nach Deutschland exportierender Schweizer Maschinenbauer gegen einen schwächeren Euro absichern kann, günstiger.

Ob das reicht, um die Euro-Franken-Rate nach oben zu bringen, lässt sich aus der Preisentwicklung für Optionsprämien (Risk Reversal) nicht herauslesen. Unter dem Strich wird der Euro weiter als Risikowährung eingestuft. Eine Situation wie im Juni 2020, als der Franken plötzlich riskanter war, was dem späteren EUR/CHF-Anstieg auf 1,1150 bis März 2021 den Weg ebnete, liegt bisher nicht vor.

Zum Thema: Der Schweizer Franken ist plötzlich eine Risikowährung

Überdies kommen die Gewinne des Euro zum Schweizer Franken im Pralinenformat. Wer eine Liegenschaft in Österreich vor 15 Jahren (als es noch erlaubt war) per Franken-Kredit kaufte, für den ändert sich angesichts des leichten Anstiegs von 1,0375 auf 1,0420 wenig. Die Kreditschuld einer Finanzierung im Gegenwert von 150.000 Euro sinkt von 224.096 Euro auf 223.128 Euro.

Behind the Curve

2021 hängt der Euro-Franken-Kurs am Gängelband des Euro-Dollar-Kurses. Die USA haben ein noch größeres Inflationsproblem als der Euroraum. Die Verbraucherpreise kletterten hier zuletzt mit einer jährlichen Rate von 6,8%, teilte das US-Statistikamt gestern mit. In den Euroländern waren es laut offiziellen Angaben "nur" 4,9%.

Es gibt somit Spielraum für den Euro zum US-Dollar über die Inflationsschiene stärker zu werden, so wie das der Schweizer Franken zum Euro in den letzten Monaten vormachte.

Die US-Notenbank (Fed) redet viel, etwas Greifbares kam bisher nicht heraus. Der Fed-Vorsitzende Powell versprach bereits Anfang 2021: "Steigt die Inflation, dann ist das kein Problem. Die Fed hat nämlich die Instrumente zur Bekämpfung einer hohen Teuerung und wird sich dann auch einsetzten." Pustekuchen!

Bis auf kleine Verringerung der monatlichen Anleihenkäufe von 120 Milliarden US-Dollar auf 105 Milliarden Dollar passierte bisher nichts. Die Europäische Zentralbank (EZB) macht es sich noch weiter "Behind the Curve" gemütlich, und so schwächte sich der Euro zum US-Dollar in den letzten sechs Monaten um 10 Cents ab.

Das viele Gerede der Notenbanker zum Adjustieren der Zinserwartungen der Markteilnehmer ist stets als kurzfristiger Faktor zu sehen. Die Inflationsdifferenz ist das, was Wechselkurse in der langen Sicht lenkt. Und hier gibt es die Chance, dass sich der Euro etwas zurückholt. Der US-Dollar ist fundamental schlechter beisammen als die Gemeinschaftswährung.

2022: Jahr des Euro

2022 könnte auch aufgrund von Skaleneffekten das Jahr des Euro werden. Der Dollarraum ist für Anleger weitgehend abgegrast. Der Euro ist die zweitgrößte Währung und als solche als einzige in der Lage aus den USA abfließendes Geld oder frisches Geld, das investiert werden möchte, zu absorbieren.

Zusammen mit einer Belebung der Weltwirtschaft wäre das ein Ideal-Szenario für den zyklischen Euro. Davon käme dann auch etwas beim Wechselkurs zum Schweizer Franken an. 2022 wäre dann wie 2017 ein so genanntes Ausreißer-Jahr, also eines der wenigen Jahre, in denen der Euro gegenüber dem Franken zulegt.

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