Euro sinkt, Schweizer Franken steigt - wie geht es weiter?
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Euro sinkt, Schweizer Franken steigt - wie geht es weiter?

Ein kräftiger Wachstumsschub aus dem Verarbeitenden Gewerbe hat den EUR/CHF-Kurs Anfang März 2021 auf ein 18-Monatshoch bei 1,1150 getrieben. Doch seither ist der Euro am sinken. Eine topfite Schweizer Wirtschaft und neue Querelen bei der Impfstoffbestellung haben den Wechselkurs auf 1,0940 gedrückt. Wie geht es jetzt weiter?

In Krisenzeiten steigt die Nachfrage nach dem Schweizer Franken, weil die eidgenössische Währung ein sicherer Hafen ist. Das zeigte sich auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. Im April/Mai 2020 sank der EUR/CHF-Kurs auf 1,05. Er wäre noch tiefer gefallen, hätte die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht mit Devisenmarktinterverntionen im dreistelligen Milliardenbereich eingegriffen.

Nachdem der Euro in den ersten Wochen des Jahres 2021 kräftig anzog und von 1,08 auf 1,1150 Franken kletterte, sackte er kurz darauf wieder ab. Hintergrund: Auf eine rekordhohe Ausweitung der Industrieproduktion folgte die dritte Corona-Welle. Der Konjunkturschub konnte daher nicht wie von Marktteilnehmern zunächst angenommen nahtlos auf die Eurozonen-Dienstleister übergehen.

EUR/CHF Kerzenchart Aufwärtstrend Entwicklung 2020-2021

Überdies erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) den Ausstoß ihrer Euro-Notenpresse per Staatsanleihen-Käufen noch einmal deutlich. Diesem Schritt war eine hysterische Reaktion der Währungshüter über sehr leichte (im Zehntelbereich liegende) Zinsanstiege der südlichen Euroländer vorausgegangen.

Gleichzeitig kam viel Rückenwind aus der Schweiz für den Franken. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) und das KOF Konjunkturbarometer kletterten auf Rekordhochs. Die Konjunkturdynamik ist seither stärker als in der Eurozone. Überlegungen, wonach der Streit zwischen der Berner Regierung mit der EU um ein Rahmenabkommen den Franken abschwächt, haben sich nicht bewahrheitet.

Aktuell kommen nun noch Zweifel auf, dass die EU die konjunkturelle Dynamik nicht mit einer ausreichenden Impfstoffbeschaffung absichert. Frankreich blockiert einer Zeitung zufolge eine Bestellung der EU-Kommission von 1,8 Milliarden Impfdosen der Hersteller BioNTech und Pfizer.

Wegen des seit Wochen sinkenden EUR/CHF-Kurses rückt die Aufwärtstrendlinie näher. Damit steigen die Chancen, dass der Kursverlauf einen Kontaktpunkt mit der Trendlinie herstellt. Sollte die Trendlinie reißen, ginge es zwar nicht schnurstracks zurück auf 1,05. Das Fundament für ein Comeback der Frankenstärke im zweiten Halbjahr und 2022 wäre aber gelegt.

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