Gefallener Franken verschafft Kreditnehmern Luft
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Gefallener Franken verschafft Kreditnehmern Luft

Für Österreichs Franken-Kreditnehmer ist die jüngste Abschwächung des Franken auf ein 20-Monatstief zum Euro eine Wohltat. Eine Konvertierung ist im Schnitt 7.000 Euro günstiger.

Weiter besteht die Möglichkeit seinen Franken-Kredit bis zum Laufzeitende auszusitzen und dann vielleicht zu einem noch höheren EUR/CHF-Kurs zu profitieren. Dazu gilt es Abschwächung des Schweizer Franken einzuordnen.

Seit Mitte Februar 2021 hat der Franken um 3% abgewertet. Der EUR/CHF-Kurs stieg von 1,08 auf 1,11. Geht man von dem Corona-Tief vom Mai 2020 bei 1,05 aus, beträgt die Abwertung 6%.

Zwischen Februar 2017 und April 2018 kletterte der EUR/CHF-Kurs von 1,06 auf 1,20. In den zwölf Monaten nach der plötzlichen Aufhebung des Euro-Mindestkurses ging es von 1,00 auf 1,12 hoch.

Das aktuelle Kursniveau von 1,11 muss also nicht das Ende der Abschwächung des Frankens sein, zumal sie erst seit zehn Monaten läuft. Ist der Euro einmal am Drücker, bleibt er es für mindestens ein Jahr, zeigt die Kurshistorie.

Bestätigung dafür kommt vom Devisenoptionsmarkt. Hier ist der Schweizer Franken bis kommenden Herbst die Risikowährung.

Absicherungsprämien für Call-Optionen, mit denen sich Schweizer Importeure gegen einem steigenden Euro absichern können, sind höher als Prämien für Put-Optionen, mit denen sich Exporteure gegen einen fallenden Euro absichern.

Bigger Picture: Deutsche Einheit als mahnendes Beispiel


Laut dem niederländischen Finanzminister Wopke Hoekstra könnten die europäischen Länder mit einer Erhöhung des Impftempos eine "enormen Konjunkturbeschleunigung im Sommer erfahren."

Sprudelnde Wachstumsraten hielten dann den Euro zum Franken auch in der zweiten Jahreshälfte hoch. Schließlich ist der Wendepunkt erreicht. Der Konsumboom endet, die Konjunktur in der Eurozone fällt in sich zusammen.

Karte Staatsschulden der Euroländer

Die Lage ähnelt der nach der deutschen Wiedervereinigung. 1990/91 hatte es dank Konsumboom ein sehr starkes Wachstum gegeben. Es folgte die große Ernüchterung.

Die Euro-Südstaaten sind zwar nicht vergleichbar mit der maroden DDR. Allerdings hatten auch die Kommunisten des Ostberliner Politbüros zu viele Schulden aufgehäuft. Dies erlaubte ihnen sich wirtschaftlichen Reformen zu widersetzen. Gorbatschow stieß bei Honecker mit seiner Perestroika ("Baue es wieder von neu") auf taube Ohren.

Der überschuldete Teil der Eurozone, der sich trotz Arbeitslosenraten im zweistelligen Prozentbereich wirtschaftlichen Reformen verweigert, hat ein höheres Gewicht als seinerzeit die DDR gegenüber Westdeutschland. Das wird teuer.

Der EU-Aufbaufonds (750 Milliarden Euro) ist somit erst der Anfang. Neue Finanztransfers aus dem Norden in den Süden müssen organisiert werden. Darunter werden die nördlichen Volkswirtschaften ächzen, so wie Deutschland zwischen 1992 und 1998.

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