Schwächephase des Schweizer Frankens eröffnet neue Chancen
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Schwächephase des Schweizer Frankens eröffnet neue Chancen

Der Schweizer Franken ist eine Risikowährung mit Abwertungscharakter (in der kurzen Sicht). Franken-Fremdwährungskreditnehmer, Schweizer Exportunternehmen und Einkaufstouristen, allesamt Interessenten eines starken Euro, beobachten den Devisenmarkt derzeit aufmerksamer als sonst. Erhält EUR/CHF eine eins als erste Nachkommastelle?

Plötzlich ist der Franken die riskantere Währung: Am Devisenoptionsmarkt sind Call-Optionen, mit denen sich Schweizer Importeure gegen einen steigenden Euro absichern, teurer als Put-Optionen. Das gilt aber nur für Laufzeiten von einer bis vier Wochen. Bei Laufzeiten von drei bis zwölf Monaten ist der Euro riskanter.

"Die Verbesserung des Risikoappetits führte zu einer starken Aufwärtsanpassung des EUR/CHF". So kommentiert die Rabobank den Kursanstieg der letzten Wochen von 1,0660 auf 1,0830. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte fortan weniger am Devisenmarkt intervenieren müssen, schlussfolgert das Geldhaus.

Die SNB hat bis in den November laut Berechnungen der UBS 120 Milliarden Franken in den Devisenmarkt eingespeist. Ziel: Verhinderung eines zweiten Frankenschocks, der die Schweizer Exportwirtschaft wegen der Corona-Krise sehr hart träfe. Der erste Frankenschock fiel in wirtschaftlich gute Zeiten. Anfang 2015 hob die SNB einen Mindestkurs auf. EUR/CHF stürzte von 1,20 auf 0,98.

Devisendiagramm Euro Schweizer Franken Kursentwicklung 2014-2020

Sollte der Euro tatsächlich auf 1,10 Franken steigen, stellen sich zwei Fragen: Kann er sich befestigen? Oder geht es nach wenigen Tagen/Wochen wieder bergab?

"Die Schweizer Wirtschaft sollte in den kommenden Monaten besser laufen als die der europäischen Nachbarn", sagt die Bank J. Safra Sarasin. In die gleiche Kerbe schlägt Raiffeisen Schweiz: "Dank der relativen Stärke der hiesigen Volkswirtschaft punktet der Schweizer Franken bei Anlegern weiterhin als sicherer Hafen."

Beide Banken sehen den EUR/CHF-Kurs im nächsten Jahr auf 1,05-1.06 sinken. Insofern wäre es wohl keine schlechte Idee, einen etwaigen Anstieg des Euro auf 1,10 Franken in den kommenden Wochen ausnutzen:
  • Franken-Fremdwährungskreditnehmer in Österreich konvertieren in ein Euro-Darlehen. ✅ Sechs Lösungen für Franken-Kreditnehmer
  • Schweizerische Exportunternehmen nutzen Absicherungsinstrumente (Optionen oder Forward-Kontrakte), um sich einen Wechselkurs von 1,10 auf ihre Euro-Eingänge 2021 einzufrieren.
  • Einkaufstouristen aus der Eidgenossenschaft tätigen angesichts grotesken Preisunterschieden 🔗 Kühlschrank viermal so teuer wie in Deutschland größere Anschaffungen.