Schweizer KMU lässt Währungskurs nicht los
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Schweizer KMU lässt Währungskurs nicht los

"Investoren setzen trotz Intervention der Zentralbank auf ein Anstieg des Schweizer Franken", berichtet das Wall Street Journal. Das Feld der Euro-Unterstützer lichtet sich. Für Schweizer Exporteure steigt die Bedeutung von Wechselkursabsicherungen.

Auf den ersten Blick tut sich nicht viel beim Euro-Franken-Kurs: Für 1 Euro gibt es 1 Franken 08. Das ist genauso viel wie vor drei Monaten. Sieht man sich die Lage am Devisenmarkt genauer an, werden allerdings Verschiebungen deutlich.

Beispiel:
Ein in die Eurozone exportierender Schweizer Maschinenbauer aus dem Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) möchte sich gegen einen schwächeren Euro absichern.

Ein Vollschutz, in dem er mit Forward-Kontrakten seine künftigen Euro-Eingänge zum EUR/CHF-Kurs von 1,08 umtauschen kann, kommt nicht in Frage. Würde der Euro auf 1,10 Franken oder höher steigen, wäre das ein dickes Minusgeschäft.

Eine Versicherungslösung ist das geeignetere Absicherungsinstrument. Die Prämien für solche Optionen am Devisenoptionsmarkt (Put-Optionen auf den EUR/CHF-Kurs) haben sich gerade erneut verteuert.

Damit der Schweizer Exporteur ein Teil seines Wechselkursrisikos abwälzen kann, verlangen die, die ihm dieses Risiko abnehmen (man kann sie Investoren, Anleger oder Spekulanten nennen) mehr Geld.

Vor vier Monaten waren diese Versicherungsprämien günstiger. Anfang Juni wurde der Schweizer Franken als Risikowährung eingestuft und der Euro in den Himmel gelobt. Hintergrund war das engere fiskalische Zusammenrücken der Eurozone per EU-Aufbaufonds und Schuldenunion.

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Der Euphorie über den Aufbaufonds ist inzwischen die harte ökonomische Realität einer chronisch wachstumsschwachen Eurozone gewichen. Die innovationsstarke Schweizer Wirtschaft wird mit Corona wesentlich besser fertig.

Die Zeichen stünden nicht länger auf eine rasche V-förmige Erholung der Wirtschaft, wie man sie noch im Sommer erwartet hatte. Das sagt die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde.

Die Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat den Euro in diesem Jahr mit den stärksten Devisenmarktinterventionen seit 2012 gestützt. 90 Milliarden Franken gab sie dafür allein in der ersten Jahreshälfte aus.

Als Richtschnur für eine Schweizer Exporteur dient die 2%-Regel: Demnach wird die SNB in diesem Jahr maximal eine Abschwächung des Euro von 2% zum Franken erlauben.

Anfang 2020 gab es für 1 Euro 1,0850 Franken. Ende 2020 wären es dann aus der Sicht eines Schweizer Exporteurs im schlimmsten Fall 1,0650 Franken.

Bei zu erwarteten Euro-Eingängen von 1'000'000 Euro bis Jahresende bekäme er 1'065'000 Franken. Aktuell, wo es für 1 Euro 1,08 Franken gibt, sind es 1'080'000 Franken. Ein Verlust von 15000 Franken.

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