EUR/CHF: Kurzer Silberstreif, dann düsterer Mindestkurs
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EUR/CHF: Kurzer Silberstreif, dann düsterer Mindestkurs

Schwächt sich der Schweizer Franken doch noch ab? Der Euro schlägt einen weiteren Haken, und so steigt der EUR/CHF-Kurs von 1,07 auf 1,08. Einer großen Landesbank aus dem Südwesten Deutschlands zufolge ist das erst der Anfang. Ein Anstieg auf 1,13 komme nicht in Betracht, erwidern die Skeptiker. Das Maximale, was der Euro herausholen könne, sei 1,11 Franken. Die Mindestkurse lassen grüßen.

"Deutschland steht schon wieder besser da, aber Euroraum insgesamt weiter mit Abwärtsrisiken", kommentiert die Landesbank Baden-Württemberg den Konjunkturverlauf. Laut ihrem Währungsausblick wird der EUR/CHF-Kurs in den kommenden Wochen aus der Seitwärtsbewegung nach oben ausbrechen. Die Landesbank sieht den Euro bis Ende 2020 auf 1,10 Franken und bis Ende 2021 auf 1,13 Franken steigen.

Die Entwicklung der Wirtschaft in der Eurozone ist laut Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde "uneinheitlich und unvollständig". Deshalb gebe es keine Spielräume, sich auszuruhen. Wegen den massiven Ankauf von Staatsanleihen hat die EZB-Bilanzsumme gerade ein Rekordhoch von 6,5 Billionen Euro erreicht. Das entspricht der Wirtschaftsleistung von Deutschland und Frankreich zusammen.

Ökonomen zufolge wird die Schweizer Wirtschaft ihr Corona-Vorkrisenniveau schneller erreichen als die Eurozone. Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel spricht von Jahren, bis die wirtschaftlichen Folgen der Krise vollständig überwunden sind. Die EZB hat bereits klar gemacht, den Genesungsprozess mit immer höheren Staatsanleihen-Käufen (QE) zu unterstützen. Ihre Bilanzsumme marschiert damit auf 10 Billionen Euro zu.

Die Schweiz hat ihre Notenbankbilanzsumme auf 120% des Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufgebläht. Das ist mehr als doppelt so hoch wie in der Eurozone. Zu einer Abschwächung des Frankens führt das allerdings nicht. Das hängt auch damit zusammen, dass die Notenpresse der Schweizerische Nationalbank (SNB) aufs Ausland zielt. Eine Staatsfinanzierung, wie sie die EZB für Italien und anderen hochverschuldeten Euroländer macht, findet nicht statt.

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Die Verschmelzung von Fiskalpolitik und Geldpolitik ist wegen den hohen hohen Schuldenständen vieler Mitgliedsländer der Währungsunion wie ein Weichspüler für den Euro. Das Schweizer Finanzministerium ist nicht darauf angewiesen von der Notenpresse unter die Arme gegriffen zu werden. Die Unternehmen des Landes aber schon, und so ist die SNB aktuell darauf bedacht, eine Aufwertung des Franken unter 1,05 per 1 Euro zu verhindern.

EUR/CHF-Kursverlauf 2011-2020 - Analyse Aufwärtsspielraum während Euro-Stützungskäufen der SNB

Die Stützgrenze bei 1,05 kann ein Anstieg des Euros über 1,10 Franken erleichtern. Viel mehr nach oben dürfte aber nicht drin sein, wie ein Blick auf die Mindestkurs-Zeit unterstreicht. In den dreieinhalb Jahren, in denen die SNB den Euro über 1,20 Franken hielt, war das Maximale, was der Eurokurs herausholen konnte, 1,27 Franken. Dieser Anstieg um 6% über den Mindestkurs war von kurzer Dauer.

Sollte der Euro-Franken-Kurs in der gegenwärtigen Situation 6% über den inoffiziellen Mindestkurs von 1,05 steigen, käme er bei 1,11 Franken. Eine mehrmonatige Befestigung auf diesem Kursniveau wäre allerdings unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte es nach wenigen Wochen zurück unter 1,10 gehen. Danach erst auf und dann auch unter 1,05.


🔗 Marktprognosen, Landesbank Baden-Württemberg, 15.09.2020
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