EUR/CHF-Ausblick: Einmal 1,10 und zurück, bitte!
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EUR/CHF-Ausblick: Einmal 1,10 und zurück, bitte!

Der Euro rückt mit starken Gewinnen in den Fokus. Der Euro-Franken-Kurs (EUR/CHF), das Stiefkind des Euro-Dollar-Kurses (EUR/USD), stand bisher im Schatten. Von März bis Mai, als das Corona-Virus in Europa grassierte, war der Euro chancenlos gegenüber dem Schweizer Franken. Das hat sich inzwischen geändert.

"Wir werden sicherlich Chancen haben beim Euro-Franken-Wechselkurs über die Marke 1,10 zu gehen, wenn denn diese Euro-Stärke gegenüber dem US-Dollar anhält." Das sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt von Liechtensteins VP Bank. (Quelle: BX Swiss). Zuletzt habe der Euro jedoch auch gegenüber dem Franken zugelegt. Aus der Sicht der VP Bank wird sich die Frankenschwäche in den kommenden Wochen fortsetzen.

Der Euro-Dollar-Kurs kletterte zwischen Mitte Mai und Anfang August von 1,08 auf 1,19 (+10,2%). Der Euro-Franken-Kurs schaffte im gleichen Zeitraum mit einem Anstieg von 1,05 auf 1,09 nur 4%. Seit Anfang 2020 wurde Euro gegen den Dollar 6% stärker, wohingegen die Year-to-Date-Performance zum Franken bei -1% liegt.

Kursentwicklung Euro-Dollar versus Euro-Franken 2020 mit Performance-Vergleich (Liniencharts)

Dass der Euro-Franken-Kurs trotz starker Performance des Euro gegenüber der Weltwährung Dollar bisher unter 1,10 verharrt, ist ein Indiz dafür, dass es einer Initialzündung bedarf.
  • Sie kann in Form einer fundamentalen Änderung kommen, also etwas, was der Marktkonsens bisher nicht auf dem Radarschirm hat. Die Eurozonen-Wirtschaft könnte sich merklich schneller von der Corona-Pandemie erholen.

  • Es kann aber auch auf ein pures "charttechnisches Play" hinauslaufen. Die 50-Tage-Linie kletterte kürzlich über die 200-Tage-Linie. Das hatte es zuletzt im Mai 2017 gegeben. Damals folgte ein Anstieg des Euro von 1,07 auf 1,20 Franken bis April 2018.

Ein Risiko für den Euro ist eine durch die schwere Rezession mit Verzögerung eintretende Unternehmenspleitewelle. Damit käme zwangsläufig auch der Bankensektor in die Bredouille. Die Eurozone hatte bereits vor Corona einen merklichen höheren Anteil an Zombieunternehmen als die Schweiz. Ursache: Politik und Europäische Zentralbank (EZB) haben Banken gedrängt, die Kreditvergabestandards abzusenken.

Die Schweiz hat ihre Unternehmen mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken Anfang fitgemacht. Das Ergebnis ist ein noch wettbewerbsfähigere Wirtschaft. Anders ausgedrückt: Die Schweiz spielt in der Champions League. Deutschland, Niederlande, Österreich und Norditalien spielen in der Europa-League. Frankreich, Spanien, Portugal und Griechenland haben nur wenige Spieler, die international wettbewerbsfähig sind.

Das ist ein klares Indiz dafür, dass jedwede Erholung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken nur vorübergehend ist. Spätestens in einem Jahr dürfte die Euphorie über den EU-Aufbaufonds und den Post-Corona-Konjunkturaufschwung verflogen sein. Der Euro-Franken-Kurs würde sich dann zunächst der Marke von 1,05 und 2022ff der Parität nähern.

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Der längerfristige EUR/CHF-Ausblick für 2021