SNB-Chef Jordan erwägt Euro zu stützen
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SNB-Chef Jordan erwägt Euro zu stützen

Die Bodenbildung des Euros bei 1,0660 Franken stellt sich als Rohrkrepierer heraus. Es treten neue Abwärtsrisiken auf. Dem Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, ist die Frankenstärke ein Dorn im Auge. Er geht einmal mehr an die Öffentlichkeit.

"Wir gehen davon aus, dass das Coronavirus eine Rolle spielt bei der jüngsten Aufwertung des Frankens", sagt Jordan im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen". Für die Schweizer Industrie und den Tourismus sei ein Euro unter 1,07 Franken schwieriger als über 1,10.

Der EUR/CHF-Kurs kletterte von 1,0660 auf 1,0720 zwischen Montagnachmittag und Dienstagmittag. Das scheint es gewesen zu sein. Aktuell deutet die Price Action wieder nach unten. Es sieht nach einem Ausflug deutlich unter 1,07 aus.

Linienchart EUR/CHF-Kurs mit eingezeichneter Schmerzgrenze der Schweizerischen Nationalbank (SNB)

Falls notwendig, habe die SNB auch Spielraum, die Zinsen weiter zu senken, warnt Jordan die Franken-Käufer am Devisenmarkt. Doch die können die Drohung des obersten Schweizer Währungshüters in den Wind schießen.

Damit Jordan mit dem Negativzins (aktuell: -0,75%) weiter runtergeht, bräuchte es schon eine handfeste Krise. Die ist freilich nicht in Sicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Aktien- und Immobilienmärkte steigen immer weiter.

Zum anderen lassen sich Devisenhändler von Jordans Auftritten nicht aus dem Franken drängen. Vor anderthalb Wochen gab der SNB-Chef bereits dem US-Sender CNBC ein Interview. Wegen schwachen Argumenten machte er die Sache beim EUR/CHF-Kurs aus seiner Sicht schlimmer.

Und so dürfte es aktuell auch darum gehen, die Schmerzgrenze von Jordan herauszufinden. Wie tief muss der EUR/CHF-Kurs sinken, damit die SNB abermalig Euro-Stützungskäufe durchführt?

"Wir halten am Negativzins fest und sind weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren", erklärt Jordan. In den letzten Wochen hat die SNB nicht eingegriffen. Das zeigt ein Blick auf die Sichteinlagen der Geschäftsbanken, denen die SNB bei Interventionen Euros abkauft.

Sollte der Eurokurs Gefahr laufen unter 1,06 Franken zu fallen, dürfte die SNB eingreifen. Laut Jordan gilt: Von weiteren Devisenkäufen lasse man sich nicht abhalten, auch nicht von amerikanischer Seite. Die US-Regierung stuft die Schweiz als potenziellen Währungsmanipulator ein.