Österreich hat zur Freude seiner CHF-Schuldner ein Anti-Draghi
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Österreich hat zur Freude seiner CHF-Schuldner ein Anti-Draghi

Gute Nachrichten für Franken-Kreditnehmer in Österreich: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird nach Einschätzung der UBS ihren Leitzins auf -1% senken. Dies würde dazu führen, dass CHF 1-Monats-Libor (aktuell: -0,90%) und CHF 3-Monats-Libor (-0,86%) noch tiefer fallen. Müssen sich Banken-Vertreter, die im Rahmen des jährlichen, obligatorischen Beratungsgesprächs vor einem plötzlichen Zinsanstieg warnen und eine Euro-Konvertierung empfehlen, etwas Neues einfallen lassen? Der neue OeNB-Chef Holzmann hilft derweil, den Euro zu stabilisieren, womit Franken-Schuldner sehr viel mehr geholfen ist.

"Die SNB wird als Reaktion auf die EZB die Negativzinsen auf minus 1 Prozent ausweiten müssen", zitiert cash.ch den Chefökonom der UBS, Daniel Kalt. Die Credit Suisse hebt hervor, dass die Finanzmärkte die Wahrscheinlichkeit einer SNB-Zinssenkung auf 70% taxieren. In Stein gemeißelte ist eine Senkung auf der SNB-Sitzung am 19. September aber nicht. Es kommt darauf an, was die EZB macht und wie der Euro-Franken-Kurs darauf reagiert.

So gut wie sicher ist, dass die EZB ihren Einlagenzins (aktuell: -0,40%) auf -0,60% senken wird. Dieser Schritt ist im Euro-Franken-Kurs bereits eingepreist, weshalb von einer EZB-Zinssenkung keine Abwärtsrisiken für den Euro ausgehen. Entscheidend ist, was mit der Notenpresse geschieht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Draghi und seine südeuropäischen Verbündeten erneut in den Ankauf von Staatsanleihen (QE) einsteigen wollen. Darüber hinaus ist bekannt, dass die EZB-Mitglieder Deutschland, Österreichs, der Niederlande und Estlands dagegen sind.

Anti-Draghi


Der meiste Widerstand kommt aus Österreich. Den neue OeNB-Chef Robert Holzmann nennt man bereits den Anti-Draghi. Er erklärte in der letzten Wochen im ORF:

"Ich bin skeptisch gegenüber einer weiteren Ausweitung der Geldmenge, einer Senkung des Einlagezinssatzes. Wenn, sollte es eher in die andere Richtung gehen."

Holzmann ist damit ein Zinsfalke wie er im Buche steht. Da kann selbst der Deutsche Jens Weidmann nicht mithalten. Der frühere Merkel-Berater hat in den letzten Jahren Kreide gefressen, um seine Chancen auf die Draghi-Nachfolge zu wahren. Inzwischen gibt es auch Widerstand aus Frankreich die Staatsanleihenkäufe neu aufleben zu lassen. Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau fällt Draghi in den Rücken. Der Franzose telegrafiert den Finanzmärkten, dass er gegen eine großes Maßnahmenpaket am 12. September ist.

Das erinnert an Ende 2015. Damals wollte Draghi mit den monatlichen Anleihenkäufen von 60 Milliarden auf 80 Milliarden Euro hochgehen. Der Italiener begab sich auf eine Veranstaltung in der Alten Oper in Frankfurt und trommelte für die QE-Aufstockung. Er fand dann aber im EZB-Rat keine Mehrheit, weil ihm de Galhau die Gefolgschaft verweigert haben dürfte. Aus französischer Sicht macht es Sinn, Draghi erneut im Regen stehen zu lassen. Je mehr Lockerungsmunition der Italiener verpulvert, um so weniger steht der designierten EZB-Chefin Christine Lagarde zur Verfügung.

Die Erwartungen der Finanzmärkte sind sehr hoch. Sollte Draghi am Donnerstag nicht imstande sein ein Anleihenkäufprogramm von mindestens 40 Milliarden Euro pro Monat zu liefern, dürfte der Euro-Franken-Kurs deutlich über 1,10 klettern. Wegen des Anstiegs des Euro-Franken-Kurses hätte die SNB keinen Anlass ihren Einlagenzins zu senken. Für Franken-Kreditnehmer in Österreich wäre dies sehr viel besser. Zinsen zahlen die meisten keine oder kaum nennenswerte. Mit einem Anstieg des Euros ist ihnen mehr geholfen, als dadurch die Buchverluste sinken und der Handlungsspielraum steigt.

Sollte der Euro kurz auf 1,15 Franken hochschießen, dürfte der eine oder andere Franken-Kreditnehmer konvertieren wollen. Frankreich wird sich nämlich früher oder später wieder auf die Seite der QE-Befürworter schlagen und damit den Euro-Franken-Kurs drücken. De Galhau stimmte im April 2016 einer QE-Aufstockung auf 80 Milliarden Euro zu.