Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im September 2019
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im September 2019

Mit einem Eurokurs von 1,09 Franken und einem CHF 3-Monats-Libor von -0,86% bzw. einem CHF 1-Monats-Libor von -0,89% starten Franken-Fremdwährungskreditnehmer in Österreich in den September. "Wir werden den Weg der nachhaltigen Reduzierung des noch aushaftenden Volumens an Fremdwährungskrediten an private Haushalte konsequent weitergehen", sagt die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien.

Die Lage für Franken-Kreditnehmer trübt sich ein. Hintergrund ist die Talfahrt des EUR/CHF-Kurses. Er purzelt zwischen Ende April 2019 und Mitte August 2019 von 1,1475 auf 1,0835 (-5,6%). Bei einem Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro, aufgenommen im September 2006 zu einem Wechselkurs von 1,58, steigt die Restschuld von 206.536 Euro auf 218.735 Euro.
  • 206.536 Euro minus 218.735 Euro = -12.199 Euro Wechselkursverlust
Zwar fallen auch die CHF-Zinsen. Die Zinsersparnis ist aber weitgehend ausgereizt. Als die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses nach Ostern beginnt, ist der CHF 3-Monats-Libor bei -0,72% und der CHF 1-Monats-Libor bei -0,79%. Obiger Franken-Kreditnehmer spart damit etwa 0,15% an Zinsen. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein:
  • 150.000 Euro aufgenommen zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,62 = 237.000 Franken
  • 0,15% Zinsersparnis von 237.000 Franken = 355,50 Franken.
  • 355,50 Franken umgerechnet zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,09 = 326 Euro Zinsersparnis

Geht man davon aus, dass Zinsen und Wechselkurs bis zur Fälligkeit des Franken-Kredits im Jahr 2026 so bleiben, ergibt sich:
7 Jahre mal 326 Euro = 2.282 Euro Zinsersparnis
-12.199 Euro Wechselkursverlust plus 2.282 Euro = -9.917 Euro Verlust

Besser wäre die Lage bei einem substanziellen Anstieg des Euro. Bis zur Fälligkeit des Kredits im September 2026 kann an der Wechselkursfront noch so einiges passieren. Es gibt zwei Szenarien, die zu einer erheblichen Abschwächung des Schweizer Frankens führen und den EUR/CHF-Kurs locker über 1,20 befördern:
  1. Der Euro wird aufgebrochen. Dabei muss es nicht notwendigerweise eine Rückkehr zu DM, Schilling und Lira geben. Vielmehr wird es künftig einen deutschen Euro geben, für den es beispielsweise 1,40 US-Dollar und 1,30 Franken gibt. Für Österreichs Euro gibt es 1,30 US-Dollar und 1,20 Franken und für den italienischen Euro eben nur 0,90 US-Dollar und 0,80 Franken.
  2. Die Schweiz hat sich den Euro-Virus eingefangen und leidet unter ihre stärker als der Wirt, die Eurozone. Hintergrund ist die wegen Euro-Stützungskäufen extrem aufgeblähte Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Mehr dazu im Video: