Für den EUR/CHF ist Trump aktuell das Maß aller Dinge
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Für den EUR/CHF ist Trump aktuell das Maß aller Dinge

Donald Trump eskaliert weiter ("China hat den Deal gebrochen"), was der Grund dafür ist, warum der Euro-Franken-Kurs unter 1,14 abtaucht. An der Börse steigen aktuell nicht die Kurse, sondern die Risikoscheu. Das spielt dem Schweizer Franken in die Karten. Viele sind der Meinung: "Der Donald Trump, der belle doch nur." Sie werden gerade eines Besseren belehrt. Trumps internationale Ellbogen-Handelspolitik untergräbt die Wachstumsbeschleunigung der Eurozone.

Es ist nachvollziehbar, wie die US-Regierung ihre Sicht der Dinge darlegt. China habe in einem 150-seitigen Vertragsentwurf Stellen gestrichen, in denen Verpflichtungen zu Gesetzesänderungen zu den Streitthemen Diebstahl geistigen Eigentums, erzwungener Technologie-Transfer, Wettbewerbspolitik, Zugang zu Finanzdienstleistungen und Währungsmanipulation festgeschrieben werden sollten, berichtet Reuters. Es wäre keine Überraschung, hätte China in den Verhandlungen die USA in Sicherheit gewogen, damit beide Seiten ihr Gesicht wahren und den Verhandlungsfortschritt rosig beschreiben können, dann aber einen Rückzieher gemacht.

Auch die Reaktion des US-Präsidenten mit der Androhung neuer Strafzölle ist nachvollziehbar. Gibt es kein Abkommen, dann leidet darunter erst einmal China und Europa. Die USA haben im ersten Quartal eine aufs Jahr hochgerechneten Wachstumsrate von 3,2% gebunkert und sind nicht so stark abhängig vom Außenhandel wie die beiden anderen großen Wirtschaftsblöcke. Für Trump ist die internationale Wirtschafts- und Handelspolitik ein Nullsummenspiel. Sind China und die EU große Verlierer und die USA ein kleiner Verlierer, dann hat er aus seiner Sicht gewonnen.

Viele Geldmenschen und Vermögensverwalter vertreten den Standpunkt, dass Trump nur belle, um einen besseren Deal zu erreichen. Schon möglich. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass Chinas Führung wenige Tage nach den Trump-Zollandrohungs-Tweets eine 100-köpfige Delegation nach Washington schickt, die sämtliche Vorgaben von den USA abnickt, damit ein Handelsabkommen zustande kommt. Die Unsicherheit dürfte also bestehen bleiben, auch weil sie im nationalen Interesse der USA ist.

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Trump muss jedoch aufpassen, dass die Aktienkurse nicht zu sehr abschmieren. Gemäß einer Faustformel des früheren US-Notenbankchefs Alan Greenspan bringt ein 10-prozentiges-Kursplus an der Wall Street 1% mehr Wirtschaftswachstum. Entsprechend lässt sich schlussfolgern, dass bei einem Minus an der Börse von 10%, die US-Wirtschaft 1% weniger wächst. Der S&P 500 hat aber erst 2% verloren. Eine Korrektur nach dem steilen Anstieg der letzten Monaten, darauf dürften auch die Börsenfachleute in Trumps Regierung den Präsidenten hinweisen, ist ohnehin unvermeidbar.

Käme es in den nächsten Tagen und Wochen tatsächlich zu einer Börsenkorrektur, wäre der Schweizer Franken als stabilisierende Element in den Portfolios der Vermögensverwalter wieder stärker gefragt. Für die Eurozone bestünde dann die akute Gefahr, dass sich die eingetrübte Stimmung in dem von dem Zollstreit bereits verunsicherten Produzierenden Gewerbe festsetzt und langsam auf den Dienstleistungssektor übergreift. Die EU-Komission müsste ihre gerade für 2020 angekündigte Wachstumsbeschleunigung wieder kassieren.