Kommt noch was, oder war es das schon?
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Kommt noch was, oder war es das schon?

Die neuen Geldsalven der EZB haben Konsequenzen am Devisenmarkt. In einer ersten Reaktion schwächt sich der Euro mit 1,1307 Franken auf den tiefsten Stand seit anderthalb Monaten ab. Der Euro-Dollar-Kurs sinkt auf ein 19-Monatstief. Verheimlichen die Notenbanken etwas? Es ist schon einigermaßen bemerkenswert, dass EZB und Fed kaum abwarten konnten, wieder aufs Gaspedal zu steigen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat gerade Leitzinserhöhungen für das laufende Jahr zu einem Tabu erklärt. Das ist ein schwerer Rückschlag für den Euro-Franken-Kurs. War es doch die Aussicht, dass Draghi wenigstens einmal in seiner achtjährigen Amtszeit den Leitzins erhöht und damit den Weg zu einer geldpolitischen Normalisierung einleitet, die die Hoffnung eines erneuten Anstiegs des Euros auf 1,20 Franken am Leben hielt.

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Einziges Trostpflaster für die verbleibenden Franken-Kreditnehmer in Österreich sind die Zinsen. Weil sie in der Eurozone nicht steigen, werden sie auch in der Schweiz nicht steigen. Hintergrund: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist am Gängelband der EZB. Höbe sie ihre Leitzinsen, an die in Österreich die Franken-Kredite gekoppelt sind, an, würde der Schweizer Franken stark aufwerten.

Das kann, will und muss sich die Schweiz aktuell nicht antun. Die Inflation in der Eidgenossenschaft ist unter einem Prozent. Beim Wirtschaftswachstum ist man auf Kurs 1,5% zu erreichen. Die Eurozone wird laut neuen EZB-Prognosen im laufenden Jahr 1,1% schaffen. 2020 soll es deutlich mehr werden. Aber wer vertraut schon auf Prognosen des scheidenden EZB-Chefvolkswirt Praet?

Neben der EZB hat auch die US-Notenbank (Fed) eine überraschende Kehrtwende hingelegt. Nachdem sie weiteren Zinserhöhungen eine Absage erteilte, hat sie zuletzt signalisiert, demnächst auch das Programm zur Quantitativen Straffung, in deren Zuge sie US-Staatsanleihen und Hypothekenpapiere, die sie im Verlauf der letzten Krise aufgekauft hatte, abstößt, zu beenden.

Wissen die Notenbanken etwas, was die Marktteilnehmer nicht wissen? Wären die Ausblicke so rosig wie von EZB und Fed beschrieben, wäre eine Geldpolitik der ruhigen Hand die bessere Variante. Sollten in Kürze der Brexit über die Bühne gehen und die USA und China ihren Handelskonflikt beilegen, werden die Konjunkturverläufe wieder nach oben ausschlagen, ist Konsensmeinung an den Finanzmärkten.

Doch was ist, wenn es sich dabei um eine Fehleinschätzung handelt? Die USA könnten 2020 in eine Rezession rutschen. Die Aktienmärkte würden dies ab etwa Mitte 2019 durch deutliche Kursverluste einpreisen müssen. In Europa dürfte sich das Pralinen-Wachstum verstetigen. In einem solchen Umfeld wären dann Sichere Häfen wie der Schweizer Franken und Gold gefragt.

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