Wann und weshalb es beim EUR/CHF-Kurs kracht
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Wann und weshalb es beim EUR/CHF-Kurs kracht

Ist es die Ruhe vor dem Sturm oder hat der Euro mit 1,15 Franken nun einen vernünftigen Gleichgewichts-Kurs für die nächsten Monate gefunden? Die geringen Kursausschläge sind trügerisch, als in Vergessenheit gerät, dass es mit regelmäßigem Abstand am Devisenmarkt zur Sache geht. Konkret handelt es sich um drei Ereignisse, die dem EUR/CHF-Kurs gefährlich werden können:

1. Politische Verunsicherung
Das Wahlergebnis in Italien dürfte mit grünem Licht der deutschen Sozialdemokratie für eine Neuauflage der Großen Koalition in Berlin ausgeglichen werden. Deutschlands kommender Finanzminister Olaf Scholz (SPD) wird sich anders als sein Vorgänger Wolfgang Schäuble hinter den Kurs der EZB stellen, so dass die geldpolitische Alimentierung der italienischen Staatsfinanzen ungeniert fortgeführt wird.

Darüber hinaus kann Berlusconi, so er denn die Wahl gewinnt, mit Entlastungen bei den Mitgliedszahlungen für den EU-Haushalt rechnen. Deutschland, das die Brexit-Lücke im EU-Haushalt füllt, wird einen Teil der italienischen Beiträge gleich mitübernehmen. Das letzte Mal, als es um den EU-Haushalt ging, hatte man Italien mit seinem damaligen Ministerpräsidenten Monti bereits auf diese Weise entlastet.

Je populistischer das Wahlergebnis in Italien, umso mehr Nachlass wird Rom bei den EU-Mitgliedsbeiträgen bekommen. Berlusconi will EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, der eine Verdopplung des EU-Haushaltes fordert, zum neuen Ministerpräsidenten machen. Die Transferzahlunen von Deutschland nach Italien über den EU-Haushalt werden sich also erhöhen. Weil dadurch die Eurozone konvergiert, könnte erst einmal ein Anstieg des EUR/CHF-Kurses hervorgerufen werden.

Weiterlesen: EUR/CHF-Anstieg 2018 nur über Konvergenz möglich


2. Euro-Notenpresse muss Überstunden machen
Die anstehende EZB-Sitzung ist da schon ein anderes Kaliber. Weil sich die Konjunkturdaten für den Euroraum zuletzt abgeschwächt haben, dürften die südeuropäischen Tauben darauf pochen, das Versprechen bei wirtschaftlichen Gegenwind wieder mehr Staatsanleihen zu kaufen, in der geldpolitischen Lagebeurteilung zu belassen.

Darüber hinaus wird eine Straffung der Geldpolitik wegen der im Februar auf 1,2% gesunkenen Euro-Inflation auf die lange Bank geschoben. Die Commerzbank rechnet zwar, dass die Teuerung bis Sommer auf etwa 2% steigen wird. Das heißt aber erst einmal gar nichts. Deutschlands zweitgrößte Bank hatte vor einem Jahr prognostiziert, dass der Eurokurs auf 1,00 Franken zurückfallen würde. Daraus wurde bekanntlich nichts.


3. Handelskrieg tritt Franken-Fluchtlawine los
Was der Devisenmarkt bisher noch überhaupt nicht auf dem Radarschirm hat, ist der sich abzeichnende Handelskonflikt zwischen den USA und der EU. Präsident Trump hat eine Verhängung von Stahl-Strafzöllen angekündigt. Die Europäer haben bereits mehrfach betont, mit Importzöllen auf landwirtschaftliche Produkte zu kontern.

Bei einem Schlagabtausch zwischen den beiden größten Wirtschaftsräumen der Welt dürften viele Anleger Sicherheit in der Schweiz zu suchen. Darüber hinaus braucht Trump einen Sündenböck. Das US-Wirtschaftswachstum blieb im Schlussquartal 2017 mit 2,5% unter dem von der US-Regierung ausgegebenen Ziel von 3% zurück.

Ein Wachstums-Realtime-Indikator der US-Notenbank von Atlanta zeigt für das laufende erste Quartal 2018 trotz massiven Steuersenkungen ein Wachstum von 3,5%. Wenn der Effekt der Steuersenkungen ab dem zweiten Quartal verfliegt und es Richtung 2% geht, könnte Trump die Schuld dafür den Handelspartnern in die Schuhe schieben.