Euro-Krise: Die Frage ist nicht ob, sondern wann
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Euro-Krise: Die Frage ist nicht ob, sondern wann

Ist der Euro mit extrem schwachen Eurozonen-Banken in der Lage auf 1,20 Franken zu steigen? Es ist ein Trauerspiel, was bei Deutscher Bank und Co. abläuft. Die Situation lässt sich als Italianisierung des Eurozonen-Bankensektors beschreiben. Zu befürchten sind schwerwiegende Konsequenzen für die Realwirtschaft.

Beim wichtigsten Aktienindex Italiens (FTSE MIB) und der Sektorenindex Euro Stoxx Banks, der die 27 größten Banken der Eurozone umfasst, zeigen die Pfeile nach unten. In den 16 Jahren nach der Euro-Einführung 2002 sind beide Indizes gesunken. Dass die italienische Wirtschaft seit anderthalb Jahrzehnten schlecht unterwegs ist und der FTSE MIB infolge langfristig nur die Richtung nach unten kennt, ist weithin bekannt.

Börsianer haben das gerne abgetan, auch weil es in Deutschland so gut gelaufen ist. Der Dax schaffte als einer der wenigen europäischen Aktienindizes die Allzeithochs der Wall Street mitzugehen. Dass aber die Eurozonen-Banken sehr schlecht dastehen, wird gerne übersehen. Wackel-Geldhäuser sind der Kollateralschaden der Rettungspolitik mithilfe der EZB-Notenpresse.


1.000 Milliarden Euro an faulen Krediten schlummern nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in den Bilanzen europäischer Banken. Man kann argumentieren, dass diese Summe von den Finanzmärkten bereits eingepreist ist, weshalb das Ganze nicht so schlimm ist.

Was nicht eingepreist ist, sind Zombie-Unternehmen, an die Banken weiterhin Kredite ausreichen bzw. Schulden fortwährend überrollen. Hierbei handelt es sich um eine Summe von etwa 1.500 Milliarden Euro, die im Feuer steht. Sie wird fällig, wenn die Zinsen steigen und die vielen nicht-wettbewerbsfähigen Unternehmen in der Eurozone, die sich bis dato durchmogeln, beim Insolvenzverwalter anklopfen müssen.

Die Zinsen werden nicht steigen, dafür sorge doch die EZB, sagen die Optimisten. Ganz so einfach ist es nicht. Wenn es zu einem globalen Zinsanstieg kommt, klettern die Sätze auch in der Eurozone. Da kann Draghi so viele Zaubertricks vorführen, wie er möchte. Und am Geldmarkt knistert es bereits.

Der dreimonatige Dollar-Libor ist gerade in London mit 2,25% auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen. An den Dollar-Libor sind Kredite und andere Finanzprodukte im Wert von 350 Billionen US-Dollar gekoppelt. Das führt dazu, dass neben den USA viele aufstrebende Volkswirtschaften höhere Zinsen bezahlen müssen. Früher oder später kühlt sich die Weltkonjunktur und die von Exporten so abhängige Eurozone erwischt es.