Euro-Talfahrt: Devisenmarkt sticht Tapering-Blase auf
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Euro-Talfahrt: Devisenmarkt sticht Tapering-Blase auf

Der Euro verliert weiter an Boden, und so fällt er gegen den Schweizer Franken in den 1,12er-Bereich zurück. Die unter den Negativzins ächzende Aktie der Deutschen Bank ist ein guter Indikator für den EUR/CHF-Kurs. Im EZB-Parlament geht das Geschacher los. Deutschland und die Niederlande wollen eine Eindämmung der ultralockeren Geldpolitik und werden dafür tief in die Tasche greifen müssen.

Nachdem man die Anleihekäufe beendet habe, werde die EZB Erlöse aus fällig werdenden Anleihen weiter reinvestieren, sagt Estlands Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ardo Hansson, der Tageszeitung Aripaev. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass die baltischen Ländern, von denen viele gedacht haben, sie würden der Bundesbank und einer strafferen Geldpolitik näherstehen, sich von Draghis Billiggeld verführen haben lassen.

Die im historischen Vergleich extrem niedrigen Zinsen erlauben Ländern wie Litauen und Lettland verstärkt in Infrastruktur zu investieren, wo sie gegenüber westlichen Euroländern noch Nachholbedarf haben. Dank des starken Euros bekommen sie zudem sehr günstig Arbeitskräfte aus der Ukraine, wo sich die Landeswährung Hrywnja in einer Abwärtsspirale befindet.

Tapering nicht zum Nulltarif

Es ist aus der Sicht der Verfechter einen strafferen Geldpolitik ein unsägliches Bündnis: Die Südeuropäer wollen die ultralockere Geldpolitik nicht eindämmen, weil dann ihre Staatsschulden untragbar wären. In Osteuropa will man sich die Partylaune nicht verderben lassen. Deutschland und den Niederlanden bleiben nichts anderes übrig als den teuren Schulterschluss mit Frankreich zu suchen.

Dieses Trio könnte eine Änderung der Geldpolitik im EZB-Rat herbeiführen. Die französischen Banken haben durchaus ein Interesse an höheren Zinsen. Damit Frankreich auf den Kurs von Deutschland einschwenkt, wird es aber eine Gegenleistung verlangen. Neben einer gemeinsamen Arbeitslosenversicherung wollen die Franzosen ein Haushaltsbudget für die Eurozone.

In der ersten Wochenhälfte gab es eine trügerische Erholung der europäischen Aktienmärkte. Spätestens am Mittwoch hätte man sehen müssen, dass das ganze auf Sand gebaut war, weil die Banken-Aktien nicht partizipierten. Die unter dem EZB-Negativzins besonders ächzende Deutsche Bank kommt immer stärker unter Druck, je weiter die EZB eine Eindämmung der ultralockeren Geldpolitik von sich schiebt.