Der Fliegengewicht-Euro: Ein Pro und Contra
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Der Fliegengewicht-Euro: Ein Pro und Contra

Der Euro lässt sich von der starken Schweizer Wirtschaft nicht beeindrucken, und so steigt der EUR/CHF-Wechselkurs auf 1,0850. Wegen hawkishen Tönen der EZB sei noch mehr drin, sagen die Euro-Anhänger. Von kosmetische Korrekturen zum Monatsende sprechen hingegen die Gegner der Gemeinschaftswährung. Alsbald bekannt werde, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Finger im Spiel hatte, werde der Devisenmarkt den Euro abverkaufen, um der SNB auf den Zahn zu fühlen.

"Aufschub und Nachsicht haben dem Euroraum nicht gut getan." Mit diesen Worten richtet sich EZB-Direktor Benoit Coeure, der engste Vertraute von Mario Draghi, an die Politik. "Die notwendigen Reformen aufzuschieben sei keine Option mehr", sagt der Franzose auf einer Finanzkonferenz laut Reuters. Gemäß den Tadelungen von Coeure müssen sich Länder wie Italien und Frankreich darauf einstellen, dass ihnen die EZB künftig weniger unter die Arme greift. Auch EZB-Direktor Yves Mersch schlägt hawkishe Töne an. Er spricht sich für ein baldiges Ende der ultratiefen Zinsen aus.

Bei den Aussagen der beiden EZB-Direktoren handele es sich um die übliche Schaumschlägerei, sagen die Euro-Weichwährungs-Prognostiker. Es werde so getan, als könne man gegenüber der Politik taff sein und die Anleihekäufe verringern (Tapering). In Wirklichkeit sei es aber so, dass die EZB unvermindert Staatsanleihen kaufen muss. Denn vor dem Jahr 2018 seien von den Regierungen in der Eurozone keine Strukturreformen zu erwarten, soll Draghi selbst unlängst auf der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) hinter verschlossenen Türen gesagt haben.

Derweil haben sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft deutlich aufgehellt. Das KOF-Konjunkturbarometer steigt auf den höchsten Stand seit Januar 2014. Seinerzeit war 1 Euro noch 1,23 Franken wert. Noch einmal zweieinhalb Jahr drauf, und die hochinnovativen Schweizer Firmen kämen wahrscheinlich auch mit einen Eurokurs von 0,95 Franken zurecht. Auch der UBS-Konsumindikator hat sich verbessert. Der positive Trend setze sich fort und weise auf "weiteres Wachstum des privaten Konsums für das vierte Quartal", sagt die UBS.

Die Schweizerische Nationalbank dürfte in dieser Woche verstärkt Geld in die europäischen Nachbarländer ausgeschafft haben. Ansonsten wäre es wohl kaum möglich gewesen, die Talfahrt des Euros bei 1,0796 Franken zu stoppen. Sollte zu Beginn der nächsten Woche bekannt werden, dass die Giroguthaben der Schweizer Banken, die ein Indikator für die Euro-Stützungskäufe der SNB sind, nach oben kletterten, könnte der Euro unter Verkaufsdruck kommen.

Fazit:
Die EZB kann es sich nicht erlauben die Geldpolitik zu straffen, weil sie sie wenig später wieder lockern müsste, um eine Rezession zu verhindern. Auch die Stärke der Schweizer Wirtschaft spricht für eine Abschwächung des Euros gegen den Franken. Die Zauberlehrlinge der SNB halten den Euro-Franken-Kurs über 1,08, indem sie Geld drucken und in die Eurozone ausschaffen. Dass das keine Dauerlösung ist, zeigt die Mindestkurs-Aufhebung.
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